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Paul Böss


Paul Böss, Foto aus: Friedrich Raab: Die Technische Hochschule Fridericiana Karlsruhe, Festschrift zur 125-Jahrfeier, Karlsruhe 1950, S. 106.

Paul Böss

Bauingenieur, * 24. Dezember 1890 Idstein/Rheingau-Taunus-Kreis, † 18. Juni 1969 Karlsruhe, ∞ 1920 Erna Lubowski, 1 Sohn.

Paul Böss, Sohn eines Baugewerkeschulprofessors, besuchte 1897-1908 die Mittelschule und die Oberrealschulen in Kattowitz und Stuttgart. Anschließend übte Böss verschiedene praktische Tätigkeiten aus, bevor er 1910-1914 an den Technischen Hochschulen (TH) Karlsruhe und Stuttgart Ingenieurwesen studierte und 1915 die Diplom-Prüfung ablegte. 1915/16 nahm Böss als Soldat des badischen Grenadier-Regiments Nr. 110 Mannheim am Ersten Weltkrieg teil. 1916 wurde er erster Assistent am Lehrstuhl für Wasserbau bei Theodor Rehbock, dessen wichtigster Mitarbeiter er beim Auf- und Ausbau des Flussbaulaboratoriums der TH Karlsruhe war. Nach der Promotion 1918 bei Rehbock erhielt Böss 1920 einen Lehrauftrag für praktische und theoretische Hydromechanik, der nach dem Tod seines Doktorvaters 1934 um die Gebiete Hydraulik, Wasserversorgung und Stauanlagen erweitert wurde. 1921 wurde er zum Regierungsbaurat und Betriebsleiter des Flussbaulaboratoriums ernannt. 1924 folgte die Habilitation im Fach Technische Hydraulik und Hydromechanik, 1930 die Berufung zum außerordentlichen Professor.

Als politisch Unbelasteter war Böss von 1949 bis zur Emeritierung 1959 Ordinarius für Wasserbau und Hydromechanik. 1949-1964 amtierte er zudem als Direktor des neu gegründeten Instituts für Hydromechanik, Stauanlagen und Wasserversorgung, wobei er sich besondere Verdienste um die Etablierung der angewandten Strömungslehre im Bereich des Wasserbaus erwarb. Durch seine Veröffentlichungen im Bereich der theoretischen Hydromechanik trug Böss außerdem zur Klärung mehrerer offener Fragen bezüglich der angreifenden Kräfte durch die Überfall- und Durchflussströmung auf Stahlbauten bei. In den 1950er-Jahren war Böss an den Planungen für den Assuan-Hochdamm in Ägypten beteiligt.

Für seine wissenschaftliche Arbeit erhielt er 1952 die Ehrendoktorwürde der TH Stuttgart. 1976 wurde in Rintheim die Paul-Böss-Straße nach ihm benannt.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 465h/55052; KIT-Archiv 21013/271, 27026 (Nachlass Paul Böss), 28002/42.

Werk

Die Berechnung von Wasserspiegellinien beim Wechsel des Fließzustandes und in der Nähe der theoretischen Grenztiefe mit Hilfe der Bernouillischen Energielinie, Diss. Karlsruhe 1919; Wehr- und Stauanlage, Berlin 1927; Wasser- und Geschiebebewegung in gekrümmten Flussstrecken, Berlin 1938; Grundlagen der technischen Hydromechanik, München 1956.

Literatur

Max Breitenöder: Professor Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Paul Böss 70 Jahre alt, in: Bauingenieur 36 (1961), S. 36; Klaus Stiglat: Bauingenieure und ihr Werk, Berlin 2004, S. 97.