Menü
Suche

Friedrich Engesser


Friedrich Engesser um 1910, KIT-Archiv Karlsruhe 28010 I, 2243.

Friedrich Engesser

Bauingenieur, * 12. Februar 1848 Weinheim/Rhein-Neckar-Kreis, † 29. August 1931 Achern/Ortenaukreis, kath., ∞ 1874 Leonie Horn, 2 Kinder.

Der Sohn eines Musiklehrers studierte 1865–1869 an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe. 1870 trat er in den badischen Staatsdienst und arbeitete zunächst im Wasser- und Straßenbau, anschließend als Zentralinspektor der badischen Staatsbahn in Karlsruhe. Dort war Engesser beim Bau der von Robert Gerwig geplanten Höllental- und Schwarzwaldbahn beteiligt. Anschließend wechselte er in den Vorstand des Brückenbaubüros und wurde zum Geheimen Oberbaurat ernannt. 1885 erhielt Engesser den ersten Lehrstuhl für Statik, Brückenbau und Eisenbahnwesen an der TH Karlsruhe, den er über 30 Jahre innehatte und dabei insbesondere im Bereich des konstruktiven Ingenieurbaus und der Baustatik lehrte und forschte.

Bekanntheit erlangte Engesser durch seine grundlegenden theoretischen Arbeiten über die Zusatzkräfte und Nebenspannungen, die Knickung im unelastischen Bereich sowie durch seine geometrische Erddrucktheorie im Grundbau, die grundlegend für die heutige Wissenschaft wurden. Seine Veröffentlichungen zur Konstruktion eiserner Brücken markierten den Beginn einer neuen Theorie im Brückenbau. Darüber hinaus beschäftigte sich Engesser mit zahlreichen weiteren Gebieten, zu denen er wichtige Erkenntnisse lieferte, so zum Beispiel zu den Eigenschaften der Baustoffe, zur Festigkeitslehre und Statik von Baukonstruktionen, zum Stahl-, Holz-, und Massivbau sowie zum Wasserbau und Eisenbahnwesen. Durch seine Modellversuche schuf er zudem im Ingenieurwesen die Grundlage für den Aufbau wissenschaftlicher Versuchsanstalten.

Engesser gehörte zu seiner Zeit zu den führenden Baustatikern Deutschlands, der entscheidend zur baustatischen Grundlegung des Stahlbaus beitrug. Er war Ehrendoktor der TH Braunschweig. Bereits zu seinen Lebzeiten wurde 1922 auf dem Campus der TH Karlsruhe die Engesserstraße benannt.

René Gilbert 2015

Quellen

KIT-Archiv 10001/2083, 28002/96, 27023 (Nachlass Friedrich Engesser).

Werk

Theorie und Berechnung von Bogenfachwerkträgern ohne Scheitelgelenk, Berlin 1880; Die Knickfestigkeit gerader Stäbe, Berlin 1891; Die Zusatzkräfte und Nebenspannungen eiserner Fachwerkbrücken, 2 Bde., Berlin 1892-1893.

Literatur

Ernst Gaber: Friedrich Engesser, in: Die TH Fridericiana Karlsruhe, Festschrift zur 125-Jahrfeier, Karlsruhe 1950, S. 35-39; Walter Sbrzesny: Engesser, Friedrich, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 4, Berlin 1959, S. 530 f.; Otto Steinhardt: Friedrich Engesser, in: Badische Biographien NF, Bd. II, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1987, S. 76 f.