Menü
Suche

Rolf Karl Bruno Franz Fricke


Rolf Fricke, 25. Juli 1981, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A42/35/4/32.

Rolf Karl Bruno Franz Fricke

Nationalökonom, * 26. Juli 1896 Roßla/Lkr. Mansfeld-Südharz, † 11. Juni 1988 Karlsruhe, ev., ∞ Else Gertrud Grundel, 1 Sohn, 1 Tochter.

Rolf Fricke, Sohn eines Kaufmanns, legte 1915 in Nordhausen am Realgymnasium das Notabitur ab und nahm anschließend als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil, in dem er als Leutnant zweimal verwundet wurde. Nach Kriegsende studierte er Nationalökonomie bei Ludwig Pohle in Leipzig. 1922 wurde Fricke in Marburg promoviert und studierte anschließend Betriebswirtschaftslehre. 1922-1925 arbeitete er außerdem als Kaufmann und 1928-1930 als Geschäftsführer des Universitätsbundes.

1927 und 1930 habilitierte sich Fricke für Volkswirtschaft sowie Betriebswirtschaft und strebte in der Folge eine Synthese beider Disziplinen an, ab 1933 als außerplanmäßiger Professor in Marburg, 1936/37 als Lehrstuhlvertreter und ab 1939 als Ordinarius für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe. Um berufliche Nachteile zu vermeiden, trat Fricke 1940, obgleich er die NS-Ideologie ablehnte, in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Dies hinderte ihn nicht daran, sich aus fachlichen Gründen gegen die Berufung des NS-Karrieristen Otto Mickley und gegen die Habilitation Rudolf Weigels auszusprechen. Im Herbst 1945 bestätigte die amerikanische Militärregierung deshalb Fricke im Amt und im Herbst 1947 stufte ihn die Spruchkammer Karlsruhe als entlastet ein.

1941 entwickelte Fricke ein erstes Konzept zur Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, das im bewussten Gegensatz zu der bisher einseitig theoretisch und mathematisch unterrichteten Volkswirtschaftslehre stand. Es zielte auf einen größeren Wirklichkeitsbezug durch das Aufgreifen spezifischer Fragestellungen und Probleme aus der Praxis. Daraus entstand eine Art integriertes Studium, das in Karlsruhe ab 1948 in dem Studiengang Technische Volkswirtschaft angeboten wurde. In einem größeren Rahmen gab Frickes Idee auch den Anstoß für die Etablierung des neuen Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen 1969 durch Rudolf Henn.

Fricke lag jedoch nicht nur der Austausch der beiden genannten, sondern aller universitärer Fachbereiche am Herzen. Als Forum hierfür begründete er den aus Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen bestehenden Karlsruher Gesprächskreis. 1964 wurde Fricke emeritiert, er blieb auch im Ruhestand weiter wissenschaftlich tätig.

René Gilbert 2015

Quellen

Hauptstaatsarchiv Stuttgart EA 3/150 Bü 592, J 191 Fricke, Rolf, Prof. Dr.; KIT-Archiv 28002/121.

Werk

Zwangswirtschaft und deutsche Getreideversorgung, Diss. Marburg 1922; Konjunktur und Einkommen. Eine Grundlegung zur dynamischen Konjunkturtheorie, Habil.-Schrift Marburg 1927; Die Ursachen der Arbeitslosigkeit, Berlin 1931; Der Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften und das Staats- und Wirtschaftswissenschaftliche Institut, in: Friedrich Raab (Red.): Die technische Hochschule Fridericiana Karlsruhe– Festschrift zur 125-Jahrfeier, Karlsruhe 1950, S. 168; Wirtschaftskunde. Eine Grundlegung zur Morphologie der Wirtschaft, Stuttgart/Köln 1953; Die Konjunktur als Erkenntnisobjekt der geschichtlichen Theorie, in: FinanzArchiv/Public Finance Analysis, New Series, Bd. 14, Heft 2 (1953/54), S. 341-359; Wirtschaftsordnung und Konjunktur, Frankfurt 1958; Grundlagen der Produktivitätstheorie, Frankfurt 1961.

Literatur

Peter Mantel: Betriebswirtschaftslehre und Nationalsozialismus: Eine institutionen- und personengeschichtliche Studie, Wiesbaden 2009, S. 291-296, 693 f.; Anne Christine Nagel (Hrsg.): Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus: Dokumente zu ihrer Geschichte, Stuttgart 2000, S. 525 (= Academia Marburgensis Bd. 7); Klaus-Peter Hoepke: Geschichte der Fridericiana. Stationen in der Geschichte der Universität Karlsruhe (TH) von 1825 bis zum Jahr 2000, Karlsruhe 2007, S. 105 f. (= Veröffentlichungen aus dem Universitätsarchiv Karlsruhe Bd. 1).