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Josef Andreas Dürr


Josef Dürr, Foto aus: Hermann Eris Busse: In die Stulpe des badischen Reiterstiefels, in: Badische Heimat 20 (1933), S. 5.

Josef Andreas Dürr

Mundartdichter, Lehrer, * 8. August 1877 Tauberbischofsheim/Main-Tauber-Kreis, † 10. November 1917 Passchendaele/Provinz Westflandern/Belgien, kath., ∞ 1912 Anna Hauger (1891-1959), 2 Söhne.

Josef Andreas Dürr, Sohn eines Landwirts, besuchte 1884-1888 die Volksschule und anschließend bis 1897 das Gymnasium in Tauberbischofsheim. Nach dem Abitur begann er zunächst ein Studium der katholischen Theologie in Freiburg i. Br., wechselte aber bereits nach einem Jahr zur Neueren Philologie, die er in Würzburg, Freiburg und Heidelberg studierte. 1902 schloss Dürr das Studium mit dem Staatsexamen für das höhere Lehramt an Mittelschulen (Hauptfächer Französisch, Englisch) ab und war danach bis 1906 als Lehramtspraktikant an der Realschule Karlsruhe und am Realgymnasium Karlsruhe (heute Humboldt-Gymnasium) tätig. Nach der Verbeamtung und Ernennung zum Professor unterrichtete Dürr bis 1910 an der Höheren Mädchenschule Bruchsal und anschließend bis 1915 am Gymnasium Karlsruhe (heute Bismarck-Gymnasium). Daran schloss sich eine Stelle als Direktor der Realschule im nordbadischen Sinsheim an.

Im Ersten Weltkrieg wurde Dürr zum 6. Badischen Infanterie-Regiment Nr. 114 nach Konstanz eingezogen und nahm ab Mai 1917 an Kämpfen an der Westfront teil. Er fiel während eines Gefechts im Herbst desselben Jahres in Flandern.

Dürr gehört zu den bekanntesten fränkischen Mundartdichtern. In seinem Idiom, dem Ostfränkischen, hinterließ er zahlreiche Gedichte, in denen bäuerliches Alltagsleben und regionales Brauchtum beschrieben werden. Darüber hinaus arbeitete Dürr heimische Sagen in Versform um und schrieb humorvolle Gedichte über bekannte fränkische Persönlichkeiten. Zu Lebzeiten nahezu unbekannt, gab Dürrs Jugendfreund, der Volkskundler und Mundartforscher Otto Heilig, nach seinem Tod sein Werk aus dem Nachlass heraus und verhalf Dürr damit zu dem Stellenwert, den er heute in der badisch-fränkischen Mundartdichtung einnimmt.

René Gilbert 2016

Quelle

GLA 466-22/14841.

Werk

Schlehe un Hasselnüss': G'schichtli un Gedichtli aus'm Taubergrund, Camburg (Saale) 1919, 1951, 2. Aufl.; Schleh' unn Hoasselnüss': Gedichtli, G'schichtli unn Bildli aus'm Dauwergruund, Tauberbischofsheim 2000.

Literatur

Otto Heilig: Josef Dürr, ein neuer badischer Dialektdichter, Karlsruhe 1920 (= Vom Bodensee zum Main, Bd. 5); Hugo Stang: Tauberbischofsheim – aus der Geschichte einer alten Amtsstadt, Tauberbischofsheim 1955, S. 561 f.; Peter Assion: Dürr, Josef, in: Badische Biographien NF, Bd. III, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1990, S. 68.