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Wilhelm Emil Frommel


Emil Frommel, um 1870, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 383.

Emil Wilhelm Frommel

Pfarrer, Volksschriftsteller, * 5. Januar 1828 Karlsruhe, † 9. November 1896 Plön, ev., ∞ 1853 Amalie Bähr, 3 Söhne, 2 Töchter.

Der Sohn des Hofmalers und Galeriedirektors Carl Ludwig Frommel und seiner zweiten Ehefrau Jeanne Henriette, Tochter eines elsässischen Pfarrers, wuchs in einem ebenso künstlerischen als auch frommen Elternhaus auf. 1835-1846 besuchte Frommel zunächst das Lyzeum in Karlsruhe und dann das Gymnasium in Straßburg. Auf Wunsch der Mutter, die seit Mitte der 1830er-Jahre der neupietistischen badischen Erweckungsbewegung angehörte, nahm er 1846 in Halle an der Saale ein Theologiestudium auf, welches er 1848 in Erlangen fortsetzte. 1849/50 absolvierte er in Heidelberg das für badische Pfarramtskandidaten obligatorische Predigerseminar. Am vierten Adventssonntag 1850 wurde er in der Karlsruher Stadtkirche ordiniert.

Als Vikar kam Frommel zunächst nach Altlußheim und dann – nach einem Italienaufenthalt von August 1852 bis März 1853 – nach Spöck, der Pfarrgemeinde von Aloys Henhöfer. Im September 1853 wurde er Pfarrverwalter in Altlußheim; ab November 1854 durchlief er in Karlsruhe die übliche Pfarramtshierarchie vom Hof- und Stadtvikar und Garnisonsprediger über den Diakonus und Pfarrverweser bis hin zum Stadtpfarrer an der neu errichteten IV. Stadtpfarrei, der späteren Christuspfarrei. Sein volkstümlicher und lebendiger Predigtstil brachte ihm in jener unruhigen Zeit, die - geprägt von der Generalsynode 1855 und dem Agendenstreit - schließlich zum Durchbruch des Liberalismus in der badischen Landeskirche führte, eine große Personalgemeinde ein. Frommel war ein überzeugter Gegner der badischen Bekenntnisunion, welche die kirchenpolitischen Gegensätze aufhob. Bis zu seinem Weggang aus Baden 1864 wandte er sich vor allem mit seinen anonym verfassten, polemisierenden Beiträgen in dem von ihm mit begründeten "Evangelischen Kirchen- und Volksblatt" gegen den neuen liberalen Geist.

Von November 1864 bis zu Jahresbeginn 1870 war er Pfarrer im streng reformierten Barmen-Wupperfeld, anschließend – abgesehen von seinem Einsatz als Feldprediger vor und in Straßburg während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 – bis 1895 Garnisonspfarrer in Berlin. Dem deutschen Kaiserhaus stets freundschaftlich verbunden, erhielt Frommel 1872 den Ehrentitel eines Hofpredigers und 1890 den eines Oberkonsistorialrats. 1887 und 1893 weilte er als Festprediger nochmals in Karlsruhe.

Frommel war nicht nur ein hochgelobter Prediger, Lehrer und Seelsorger, sondern er verfügte auch über ein großes Erzähltalent. Früh schon setzte seine reiche schriftstellerische Tätigkeit ein, in der seine Volksverbundenheit Ausdruck fand und die ihn mit ihrer bildhaften Sprache und ihrem Humor bekannt und beliebt machte. Neben vier Bänden mit Predigten veröffentlichte er 1877/78 in zehn Bänden eine Gesamtausgabe der Erzählungen, in denen auch Karlsruhe eine Rolle spielt, ein elfter Band erschien posthum 1897 sowie 1865 eine umfangreiche Biografie über seinen ehemaligen Vikarvater Aloys Henhöfer.

In Karlsruhe wurde 1912 die Emil-Frommel-Straße nach ihm benannt.

Katja Förster 2016

Werk

http://www.leo-bw.de (Zugriff am 29. September 2016).

Literatur

Gerhard Schwinge: Emil Frommel (1828-1896). Menschenfreundlicher Pfarrer und künstlerisch veranlagter Volksschriftsteller, in: Lebensbilder aus der Evangelischen Kirche in Baden Bd. 5, Kultur und Bildung, hrsg. von Gerhard Schwinge, Heidelberg/Ubstadt-Weiher/Weil am Rhein/Basel 2007, S. 76-99.