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Hans Erich Apostel


Hans Erich Apostel

Komponist, * 22. Januar 1901 Karlsruhe, † 30. November 1972 Wien.

Hans Erich Apostel, Sohn eines Versicherungsbeamten, studierte 1916-1919 Klavier, Musiktheorie und Dirigieren am Munz'schen Konservatorium in Karlsruhe. 1920 wurde er Kapellmeister und Korrepetitor am Badischen Landestheater. Nach einem Jahr ging Apostel nach Wien, wo er bis 1925 Schüler von Arnold Schönberg und anschließend bis 1935 von Alban Berg war. Parallel gab Apostel ab 1922 Privatunterricht in Klavier, allgemeiner Musiktheorie und Komposition. Eine seiner Schülerinnen war Manon Gropius, die Tochter des Architekten und Chefplaners der Dammerstocksiedlung, Walter Gropius. Da Apostels Werk bei den Nationalsozialisten als "entartet" galt und nicht aufgeführt werden durfte, arbeitete er nach Abschluss seiner Studien als Pianist, Liedbegleiter und Dirigent für zeitgenössische Musik in Österreich, Deutschland, Italien und in der Schweiz.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs baute Apostel im Auftrag der österreichischen Widerstandsgruppe O5 die österreichische Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik auf und amtierte von 1946-1948 als deren Präsident. Anschließend arbeitete Apostel, der seit 1945 österreichischer Staatsbürger war, mehrere Jahre als Lektor bei der Universal Edition in Wien, wo er für die Neuausgaben von Alban Bergs Wozzeck (1955) und Lulu (1963) verantwortlich zeichnete. 1960 wurde Apostel Mitglied des österreichischen Kunstsenats, 1962 korrespondierendes Mitglied der Wiener Secession. 1963 ernannte ihn die North Carolina Music Society in Raleigh (North Carolina) zum Honorary Director. Zu seinen wichtigsten Schülern zählen Rainer Bischof und Eugene Hartzell.

Apostels Œuvre umfasst Chorwerke, Orchesterwerke, Kammer- und Klaviermusik. Als Vertreter der Wiener Schule experimentierte er in seinen frühen Kompositionen mit spätromantischen und expressionistischen Stilmitteln, bevor er den Weg seiner Lehrer Schönberg und Berg einschlug und sich der Zwölftontechnik zuwandte. Apostel wird in Bezug auf seine Arbeit eine kompromisslose Haltung und Überempfindlichkeit nachgesagt, was ihn trotz internationaler Förderer im österreichischen Musikbetrieb in eine Außenseiterrolle brachte, die auch auf die Rezeption seines Werks Auswirkungen hatte.

Für seine Arbeiten erhielt Apostel mehrere Auszeichnungen, darunter 1937 den Emil-Hertzka-Preis, 1948 den Großen Kunstpreis der Stadt Wien für Musik, 1957 den Großen Österreichischen Staatspreis sowie 1958 den Großen Kompositionspreis von Monaco.

René Gilbert 2016

Quellen

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Apostel, Hans Erich; Nachlass in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek.

Werk

Variationen nach einer Kokoschka-Mappe op. 1, 1928; Kubiniana. 10 Klavierstücke nach Zeichnungen von Alfred Kubin op. 13, 1946; Rondo ritmico op. 27, 1957; 3 Alpacher Miniaturen. Studien über eine Zwölftonreihe für Cembalo op. 32, 1960; 6 Epigramme für Streichquartett op. 33, 1962; 2 Gesänge (Alfred Mombert, Musik der Welt) für Alt und Klavier op.40, 1965; Passacaglia op. 50, 1972.

Literatur

Harald Kaufmann: Hans Erich Apostel. Eine Studie, Wien 1965 (= Österreichische Komponisten des 20. Jahrhunderts Bd. 4); Gerold W. Gruber: Hans Erich Apostel, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Allgemeine Enzyklopädie der Musik, 2., neu bearb. Ausgabe, hrsg. von Ludwig Fischer, Personenteil Bd. 1, Stuttgart 1999, Spalte 819-822; Bruno Jahn (Hrsg.): Deutsche biographische Enzyklopädie der Musik Bd. 1, München 2003, S. 26.