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Paul Otto Matzerath


Generalmusikdirektor Paul Otto Matzerath um 1955, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 510.

Paul Otto Matzerath

Dirigent, Generalmusikdirektor, * 26. Oktober 1914 Düsseldorf, † 21. November 1963 Zama bei Tokio, kath., ∞ Lore Bohner, 5 Kinder.

Nach Abitur und musikalischer Ausbildung (Klavier und Geige) am Butz-Neitzel-Konservatorium in Düsseldorf 1934 begann Otto Matzerath, Sohn eines Bankangestellten, als Autodidakt eine Dirigentenkarriere. Nach Stationen in Mönchengladbach und Krefeld wurde Matzerath Musikalischer Oberleiter am Stadttheater Würzburg. Mit erst 26 Jahren trat er 1940 als Musikalischer Oberleiter des Badischen Staatstheaters die Nachfolge des Generalmusikdirektors Joseph Keilberth an und konnte dabei hohe musikalische Maßstäbe setzen. 1941 leitete er das erste Gastspiel bei den Berliner Philharmonikern, von da an war er alljährlicher Gast dort; außerdem dirigierte Matzerath in vielen deutschen und europäischen Großstädten. 1944 machte er seine erste Schallplattenaufnahme mit der Linzer Symphonie von Mozart.

Nach der Zerstörung des Theaters in Karlsruhe beim Luftangriff vom 27. September 1944 musste Matzerath Kriegsdienst leisten, geriet in französische Kriegsgefangenschaft und kehrte im Juni 1945 nach Karlsruhe zurück. Als Generalmusikdirektor (GMD) widmete er sich umgehend der Wiederaufnahme des Betriebs in der Ersatzspielstätte im Konzerthaus am Festplatz. Den Titel des GMD hatten die Nazis dem überzeugten Katholiken, der nicht bereit war, sich mit dem System zu arrangieren, ebenso verweigert wie eine Berufung nach Dresden.

In Karlsruhe startete Matzerath am 31. August 1945 mit Beethovens umjubeltem V. Sinfoniekonzert und brachte bis 1955 in Karlsruhe 90 Opern zur Aufführung, von denen er die Hälfte selbst dirigierte. Parallel bot er ein attraktives Programm mit Symphoniekonzerten.

Matzerath leitete am 26. März 1949 das erste Gastspiel einer deutschen Theaterbühne im Ausland, in Basel mit „Fidelio“. Zahlreiche Auftritte im europäischen Ausland folgten. 1955 ging er als Chefdirigent des Hessischen Rundfunks nach Frankfurt a. M. Nach einem Intermezzo als Chefdirigent des Türkischen Staatstheaters in Ankara 1962/63 nahm er 1963 die Berufung als Chefdirigent des Yomiuri Nippon Symphonie-Orchesters in Tokio an. Dort verstarb er kurz nach Beginn seiner Arbeit unerwartet an einer Infektion. Seine Beisetzung fand in Karlsruhe statt.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2012

Werk

Tonaufnahmen unter anderem bei Deutsche Grammophon und bei Elektrola.

Literatur

Horst Ferdinand: Matzerath, Paul Otto, in: Badische Biographien NF, Bd. III, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1990, S. 180 f.; Heiko Bockstiegel: "Meine Herren, kennen Sie das Stück?". Erinnerungen an deutschsprachige Dirigenten des 20. Jahrhunderts und ihr Wirken im Opern- und Konzertleben Deutschlands, Wolfratshausen 1998, S. 173-177.