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Michelle Ferdinande Pauline Viardot, geb. García


Michelle Ferdinande Pauline Viardot, Foto aus: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pauline_Viardot-Garcia_1.jpg?uselang=de (Zugriff am 3. Dezember 2015).

Michelle Ferdinande Pauline Viardot, geb. García

Sängerin, Komponistin, 18. Juli 1821 Paris, † 18. Mai 1910 Paris, kath., ∞ 1840 Paul Viardot, 1 Sohn, 3 Töchter.

Viardot entstammte einer berühmten Musikerfamilie, ihr Vater war der spanische Tenor Manuel García, ihre Schwester die legendäre Sängerin Maria Malibran. Bereits früh erhielt Viardot eine umfassende Ausbildung in Klavier, Gesang, Harmonielehre und Komposition. Ihre eigentliche Berufung zur Pianistin gab sie nach dem Tod der Schwester 1836 auf Drängen der Mutter zugunsten des Gesangs auf. Im Frühjahr 1839 debütierte sie als Desdemona in Gioachino Rossinis "Otello" in London. Von da an sang sie an allen großen Bühnen Europas und wurde wegen ihres vom Alt bis zum hohen Sopran reichenden Mezzosoprans und der ausdrucksstarken Darstellung bejubelt. Neben der tragischen Mutterfigur "Fidès" in Giacomo Meyerbeers Oper "Le Prophète" gehörten Vincenzo Bellinis Norma, Christoph Willibald Glucks Orpheus in der Fassung von Hector Berlioz und dessen Alceste sowie Ludwig van Beethovens Fidelio und Giuseppe Verdis Macbeth zu ihren Paraderollen.

Nach dem Bühnenabschied im Frühjahr 1863 übersiedelte die Familie Viardot von Paris nach Baden-Baden, wo sie ein eigens erbautes Haus am Fremersberg bezog. Dieses wurde, erweitert um eine Tonhalle und 1869 um ein kleines Theater, zum musikalischen Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft, darunter wiederholt das badische Großherzogspaar. In den Baden-Badener Jahren bis 1870 war Viardot vor allem als Komponistin und Gesangspädagogin tätig. Unter der musikalischen Leitung von Josef Strauß und von Hermann Levi gab sie 1864/65 auch fünf Gastspiele am Karlsruher Hoftheater, und zwar in den Rollen des Orpheus', der Norma, der Fidès, der Desdemona und der Rosina in Gioachino Rossinis "Barbier von Sevilla". Wegen Spannungen mit Intendant Eduard Devrient kam es erst 1870 wieder zu einem letzten Auftritt in Karlsruhe. Auf Wunsch des Großherzogpaars wurde ihre fantastische Operette "Der letzte Zauberer" mit ihr in der Rolle des Prinzen Lelio aufgeführt, von der einschlägigen Presse aber heftig kritisiert.

Von Anfang November 1868 bis Ende März 1869 bewohnte Viardot mit ihrer Familie eine stattliche Wohnung mit Salon in Karlsruhe, Lange Straße 235 (heute Kaiserstraße 247), um der Tochter Claudie, die Kunst studieren wollte, privaten Malerunterricht, möglicherweise durch Hans Gude, zu ermöglichen. Gude, Carl Friedrich Lessing und andere Künstler gehörten zu den regelmäßigen Gästen des Salons. Wegen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 musste Viardot mit ihrer Familie im Herbst 1870 Deutschland verlassen und kehrte über England 1871 nach Paris zurück.

Katja Förster 2015

Literatur

Beatrix Borchard: Jeux d’esprit – Pauline Viardot-Garcia, in: Klangwelten – Lebenswelten. Komponistinnen in Südwestdeutschland, hrsg. von Martina Rebmann und Rainer Naegele, Stuttgart 2004, S. 91-124, http://mugi.hfmt-hamburg.de/upload/Pauline_Viardot/ViardotBorchard.pdf (Zugriff am 13. März 2015); Ute Lange-Brachmann und Joachim Draheim (Hrsg.): Pauline Viardot in Baden-Baden und Karlsruhe, Baden-Baden 1999 (= Baden-Badener Beiträge zur Musikgeschichte Bd. 4); Orlando Figes: Die Europäer. Drei kosmopolitische Leben und die Entstehung europäischer Kultur, Berlin 2020.