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Adolf Schöpflin


Adolf Schöpflin, um 1920, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS IV 68/49.

Adolf Schöpflin

Kammersänger (Bass), * 9. Juli 1884 Appenweier/Ortenaukreis, † 3. April 1956 Malsch/Lkr. Karlsruhe, kath., später konfessionslos, ∞ 1930 Johanna Elfriede Haberkorn (1895-1973), kinderlos.

Adolf Schöpflin, Sohn eines Gendarmen und Gefangenenwärters, besuchte Volksschulen in Pforzheim, Engen und Tauberbischofsheim, bevor er 1897 nach einer Versetzung seines Vaters auf das Gymnasium in Eberbach wechselte. Er schloss die Schule mit der mittleren Reife ab und begann 1900 eine Lehre als Verwaltungsaktuar bei den Bezirksämtern Eberbach und Schwetzingen sowie beim Amtsgericht Donaueschingen. Nach Abschluss seiner Lehre wurde er im Oktober 1903 Kanzleigehilfe beim Amt Schwetzingen und im Dezember bei der Kunstgewerbeschule Karlsruhe.

1908 ließ Schöpflin sich auf eigenen Wunsch von seinen Aufgaben entbinden, um Bühnensänger zu werden. Er nahm Gesangsunterricht in Karlsruhe und gab 1909 am Stadttheater Olmütz sein Bühnendebüt. Weitere Stationen waren das Stadttheater Posen (1910-1912), das Deutsche Theater Prag (1912-1917), das Stadttheater Essen (1917-1919) und die Städtische Oper Berlin (1919-1923). 1924 kam Schöpflin an die Staatsoper Dresden, wo er an mehreren Uraufführungen mitwirkte, so am 4. November 1924 als Justizrat in der Oper Intermezzo von Richard Strauss, am 21. Mai 1925 als Zeremonienmeister im Doktor Faust von Ferruccio Busonis, am 27. März 1926 als Wirt in Kurt Weills Der Protagonist oder am 9. November 1926 als Goldhändler in der Oper Cardillac von Paul Hindemith. Außerdem sang Schöpflin 1924 bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth den Veit Pogner in Die Meistersinger von Nürnberg sowie den Gralsritter Gurnemanz im Parsifal. 1929-1931 begab sich Schöpflin mit der German Opera Company auf Nordamerika-Tournee. Anschließend trat er bis 1936 bei den Festspielen in der Waldoper von Zoppot auf, unter anderem als Kaspar in Der Freischütz, als Landgraf in Tannhäuser, und als Minister in Fidelio. Schöpflins letzte Station wurde das Badische Staatstheater, wo er bis 1944 vor allem als Sänger von Wagner-Rollen auftrat.

Von 1933-1945 war Schöpflin Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Die Übernahme eines Parteiamts hat er nach eigener Aussage stets abgelehnt und er zählte sich als Duzfreund von Reinhold Frank zur Karlsruher Widerstandsbewegung. 1947 wurde er in seinem Spruchkammerverfahren als Mitläufer eingestuft und zu einer Geldsühne verurteilt.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA 236/18700-18702, 465 h/17750.

Literatur

Hansmartin Schwarzmaier: Vom Hoftheater zum Landestheater, in: Karlsruher Theatergeschichte. Vom Hoftheater zum Staatstheater, hrsg. vom Badischen Staatstheater Karlsruhe und Generallandesarchiv Karlsruhe, Karlsruhe 1982, S. 94-108, hier S. 104; Hansmartin Schwarzmaier: Theater im Dienste des NS-Staats, in: ebenda, S. 109-125, hier S. 120; Wilhelm Kosch (Begr.): Artikel Schöpflin, Adolf, in: Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 3, Klagenfurt 1992, S. 2074; Karl J. Kutsch: Großes Sängerlexikon, 4., erweit. und aktual. Aufl., Bd. 6: Rasa - Sutton, München 2003, S. 4256; Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE), 2., überarb. und erweit. Aufl., Bd. 9, München 2008, S. 163.