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Ludwig Dessoir


Ludwig Dessoir, um 1840, Zeichnung von Julius Wallerstein, Lithographie von J. Kauffmann, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 244.

Ludwig Dessoir

Schauspieler, * 27. Dezember 1810 Posen/Polen, † 30. Dezember 1874 Berlin, jüd., ∞ 1. 1835 Therese Reimann, 2. 1844 Helene Pfeffer († 1859), 3. Auguste Grünemeyer, je 1 Sohn aus erster und dritter Ehe.

Ludwig Dessoir, der mit bürgerlichem Namen Leopold Dessauer hieß und Sohn eines Kaufmanns war, stammt aus einer Schauspielerfamilie. Seine älteren Geschwister Rudolf und Jeanette, seine erste Frau Therese sowie sein Sohn Ferdinand ergriffen ebenfalls diesen Beruf.

Er selbst begann im Alter von 15 Jahren seine Arbeit am Theater als Rollenschreiber, Theaterdiener und Verkäufer von Eintrittskarten. Erste kleine Liebhaberrollen erhielt Dessoir am Theater seiner Heimatstadt, bevor er mit einer Wandertruppe an verschiedenen Theatern in Pommern, Sachsen und Schlesien spielte. Ab 1831 folgten Engagements in Lübeck, Mainz, Leipzig, Breslau und Pest (Budapest). 1839 wurde Dessoir als Nachfolger von Karl August Devrient, der wegen eines Streits mit Kollegen und der Intendanz Karlsruhe verlassen musste, an das badische Hoftheater berufen. In Karlsruhe spielte Dessoir die folgenden zehn Jahre, wobei er durch die Übernahme von tragenden Rollen wie Richard III., König Lear, Mephisto oder Faust zum Charakterschauspieler reifte.

1849 ging Dessoir an das Königliche Schauspielhaus Berlin. Dort setzte er seine Karriere mit den bereits in Karlsruhe gefeierten Rollen fort und krönte seine Beliebtheit beim Publikum wie bei Theaterkritikern durch die Darstellung des Othello und des Narziss, der Titelfigur des gleichnamigen Trauerspiels von Albert Emil Brachvogel, welches 1856 mit Dessoir in der Hauptrolle uraufgeführt wurde. Seine dabei offen zutage tretenden Defizite in Mimik, Gestik und Stimme glich Dessoir durch eine leidenschaftliche Bühnenpräsenz aus. Nachdem er 1867 seine offizielle Abschiedsvorstellung gegeben hatte, verabschiedete sich Dessoir im Jahr 1872 endgültig von der Bühne.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 56/239, 57/163.

Literatur

Friedrich von Weech (Hrsg.): Ludwig Dessoir, in: Badische Biographien, Bd. 1, Heidelberg 1875, S. 174 f., http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/248719 (Zugriff am 1. August 2016); Wilhelm Kosch (Begr.): Dessoir, Ludwig, in: Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 1, Klagenfurt 1953, S. 315; Karl Richter: Dessoir, Ludwig, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 3 (1957), S. 617.