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Jenny Fikentscher, geb. Nottebohm


Jenny Fikentscher, geb. Nottebohm, Foto aus: Hans Knab/Volker Hooß: Die Grötzinger Malerkolonie und ihre Nachfolger, hrsg. v. der Ortsverwaltung Karlsruhe-Grötzingen, 1991, S. 19.

Jenny Fikentscher, geb. Nottebohm

Lithographin, Malerin, Zeichnerin, Kunstgewerblerin, * 1. Juni 1869 Kattowitz/Oberschlesien, † 26. April 1959 Gernsbach, ∞ 1891 Otto Fikentscher, 5 Kinder.

Das Wirken von Fikentscher, der Halbschwester des Malers Gustav Kampmann, war auf wenige Jahre vor und nach der Jahrhundertwende beschränkt. Sie war auf verschiedenen größeren Ausstellungen (1900 München, 1901 Dresden, 1902 Karlsruhe) und in Kunstzeitschriften vertreten. 1899-1921 war sie Mitglied des Karlsruher Künstlerbundes. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt sie in der Karlsruher Malerinnenschule 1888/89 und bei Alwine Schroedter, einer Blumen-, Ornament- und Initialienmalerin.

1891 heiratete sie den wohlhabenden Tier- und Landschaftsmaler Otto Fikentscher, in dessen kurz zuvor erworbenem Schloss Augustenburg in Grötzingen sich die Grötzinger Malerkolonie bildete.
Fikentscher schuf vorwiegend Farblithographien mit Blumen- und Blütenmotiven nicht als traditionelle, kunstvolle Arrangements von Sträußen im Interieur, sondern natürlich wachsend vor landschaftlichem Hintergrund oder Architektur. Die abstrahierten, dekorativen Arbeiten zeigen Anlehnung an den Jugendstil, die französische Plakatkunst und den japanischen Farbholzschnitt.

Bald nach 1900 schränkte Fikentscher ihre künstlerischen Aktivitäten stark ein und engagierte sich verstärkt für die Ideen und Ziele der Wandervogel-Bewegung. Später verkaufte sie Obst und Gemüse aus eigenem Anbau auf dem Markt in Karlsruhe und wurde wegen ihres ausgefallenen Lebensstils zur stadtbekannten Persönlichkeit.

Carmen Bechtold 2012

Literatur

Frauen im Umbruch, Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800-1945, Ausstellungskatalog Städtische Galerie im Prinz-Max-Palais, Karlsruhe 1995; Rudolf Theilmann: Fikentscher, geb. Nottebohm, Jenny, Zeichnerin, Lithographin, in: Badische Biografien, NF, Bd. III, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1990, S. 85 f.