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Hermann Göhler


Hermann Göhler, um 1950, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 213.

Hermann Göhler

Maler, Kunstgewerbler, * 26. Juli 1874 Neustadt a. d. Weinstraße, † 27. Juli 1959 Karlsruhe, ev., ledig.

Hermann Göhler, Sohn eines Lokomotivführers, besuchte in seiner Geburtsstadt die Realschule und begann dann an der Kunstgewerbeschule in München eine Ausbildung zum Dekorationsmaler. Nach dem Umzug der Eltern nach Karlsruhe wechselte er 1891 an die Badische Kunstgewerbeschule, wo er Schüler in der Fachklasse für Dekorationsmalerei von Karl Eyth wurde, der ihn wegen seiner überdurchschnittlichen Fähigkeiten als Maler 1898 als Assistent annahm. 1894 ging Göhler an die Badische Kunstakademie und besuchte die Malklasse von Ernst Schurth und die des Portraitmalers Caspar Ritter, bevor er im Herbst 1897 als Meisterschüler von Ferdinand Keller angenommen wurde.

Zuvor hatte Göhler seine erste Studienreise nach Italien unternommen. Zahlreiche weitere Reisen, die ihn nach Südost- und Westeuropa führten, darunter mehrmals nach Paris, von Venedig durch das östliche Mittelmeer bis nach Konstantinopel sowie ein Englandaufenthalt, folgten. Die dabei gewonnenen Eindrücke bildeten Sujets für zahlreiche seiner nach eigenen Angaben etwa 1.000 Gemälde und über 1.100 Öl- und Temperastudien. So entstanden in Italien mehrere Landschaftsansichten, die Göhlers Frühwerk dominieren. Das Geschehen in den königlichen Parks und Gartenanlagen der französischen Hauptstadt bildete Motive für seine idealisierte Darstellung von Natur und Mensch, den Göhler bevorzugt in der Mode des Rokoko und Biedermeier darstellte.

1901 nahm Göhler an der Ersten Deutschen Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe teil und erhielt die silberne Medaille für Kunst und Wissenschaft. Anlässlich der goldenen Hochzeit des badischen Großherzogpaars Friedrich I. und Luise wurde Göhler 1906 der Titel eines Professors verliehen. Eine ordentliche Professur an der Kunstgewerbeschule erhielt er 1914. Nach der 1920 erfolgten Zusammenführung von Kunstgewerbeschule und Kunstakademie zur Badischen Landeskunstschule wurde Göhler Lehrer für Naturstudien in der Vorbildungsklasse. Finanzierungsschwierigkeiten der Lehranstalt sorgten 1924 für seine unfreiwillige Pensionierung. Als 50-jähriger Maler im Ruhestand unternahm Göhler, der selbst passionierter Wintersportler und langjähriges Mitglied des Karlsruher Skiclubs (seit 1905) und des Eislauf- und Tennisvereins (seit 1912) war, in den folgenden Jahren mehrere Reisen zu Urlaubsorten im Alpenraum sowie etwa zum Bodensee, Wörthersee oder Starnberger See. Die dort entstandenen Bilder, in denen seine Abkehr von der subjektiv-historisierenden Figurenzeichnung des 17. und 18. Jahrhunderts offenbar wird, bestimmen das Spätwerk Göhlers.

Als Kunstgewerbler gestaltete Göhler Inneneinrichtungen, Möbel, Plakate, Bucheinbände, Glasmalereien, Festdekorationen, Urkunden und Diplome. Außerdem schuf er 1928 das Gefallenen-Denkmal am Jagdhaus in Baden-Baden sowie 1934 das Feldartillerie-Denkmal in Rastatt.

René Gilbert 2015

Quellen

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Göhler, Hermann; GLA 235/1367, 6168-6170, 6223, 6706, 40111, 40113.

Werk

Dame in Landschaft, 1902; Marktplatz Karlsruhe, 1916; Am Lago Maggiore; Im Karlsruher Stadtgarten; Uferterrasse am Starnberger See, 1950 (Städtische Galerie Karlsruhe); Aus dem Schwetzinger Schloßgarten; Sommerfest in nächtlichem Park, um 1909; Bei Wasserburg am Bodensee, 1948 (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe).

Literatur

August Beringer: Badische Malerei 1770-1920, 2. erweit. Aufl., Karlsruhe 1922, S. 137 f.; Fritz Wilkendorf: Hermann Göhler, der Landschaftsmaler, in: Ekkhart 1958, S. 50-62; Sylvia Bieber (Red.): Hermann Göhler. Landschaft zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Städtische Galerie im Prinz-Max-Palais, 21. August bis 17. Oktober 1993, Karlsruhe 1993; Sabine Heilig: Hermann Göhler (1874-1959). Leben und Werk, Münster 1997.