Menü
Suche

Margarete Haas-Gerber (geb. Gerber)


Margarete Haas-Gerber, Selbst in Blau mit Palette, um 1926, Städtische Galerie Offenburg (Foto: Karl Schlessmann).

Margarete Haas-Gerber (geb. Gerber)

Künstlerin, * 2. August 1903 Offenburg, † 20. Januar 1998 Offenburg, ∞ 1932 Walther Haas († 1964), 5 Kinder.

Nach dem Besuch der Höheren Mädchenschule, einem Frauenschuljahr und privatem Mal- und Zeichenmalunterricht in Offenburg studierte die Arzttochter Margarete Haas-Gerber 1922-1925 an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe bei Hermann Gehri und Ernst Würtenberger sowie von 1925-1927 an der Kunstakademie in München. 1927-1933 folgte ihre erste große Schaffensperiode. Der von Alter, Armut, Krankheit, Einsamkeit oder Tod gezeichnete Mensch rückte in den Mittelpunkt ihres Schaffens, der durch den einfühlsamen, auf das Wesentliche gerichteten Blick der Künstlerin zum Sinnbild des jeweiligen Seelenzustandes wird. Einfache Formen und melancholische Farben prägen die auffallend nah an den Betrachter herangerückten Menschenbildnisse.

Nach 1933 sah sich Haas-Gerber Angriffen auf ihre Malerei ausgesetzt. Die Geburt der Kinder und der Zweite Weltkrieg ließen ihr dann auch wenig Zeit zu künstlerischer Betätigung. Der Wiederaufbau der Arztpraxis ihres Mannes und des Elternhauses nach Kriegsende in Offenburg ließen dafür auch keinen Raum. Erst in den 1950er-Jahren nutzte sie vor allem Ferienaufenthalte inner- und außerhalb Deutschlands, um zu malen.

Fünf Jahre nach dem Tod ihres Mannes schrieb sie sich 1969-1974 ein zweites Mal als Studentin an der Kunstakademie in Düsseldorf ein. Dort war sie zuletzt Meisterschülerin von Karl Otto Goetz, Hauptvertreter des deutschen Informel. Ihre damit begonnene zweite große Schaffensperiode endete 1996/97 mit ihrer fast vollständigen Erblindung. In Kontinuität zum Frühwerk steht weiterhin der Mensch im Zentrum ihres Œuvres. Für die Figurenarrangements, die sich dem Betrachter inhaltlich erst nach und nach erschließen, griff sie erstmals zum monumentalen Format. Das kriegsbedingte selbsterfahrene Leid, machte sie wiederholt zum Thema ihres aus Serien bestehenden Spätwerks, in dem sie auch gesellschaftskritisch Stellung bezog (Caféhaus-Bilder; Frauen von Lucca; Planspielzyklus "Neutronenbombe"). Ihre Bilder wurden in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt.

1985 kehrte Haas-Gerber aus Düsseldorf in ihre Geburtsstadt Offenburg zurück. 1997 erhielt sie für ihr Lebenswerk den Maria-Ensle-Preis der Kunststiftung Baden-Württemberg. Nach ihrem Tod schenkte die Familie der Stadt Offenburg einen gewichtigen Teil des Gesamtwerkes, das seit 2000 regelmäßig in Ausstellungen in der Städtischen Galerie, Museum im Ritterhaus, präsentiert wird.

Katja Förster 2015

Literatur

Gretel Haas-Gerber, Erinnerungen an die Karlsruher Akademie in den Jahren 1922-1925, in: Susanne Asche u. a., Karlsruher Frauen 1715-1945. Eine Stadtgeschichte, Karlsruhe 1992, S. 286-292 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 15), Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 27. Juli 2022); Gretel Haas-Gerber. Ich und die Welt, hrsg. von der Städtischen Galerie Offenburg; Konzeption von Katalog und Ausstellung: Gerlinde Brandenburger-Eisele, Freiburg i. Br. 2007; Gretel Haas-Gerber. Zeichnungen, hrsg. von der Städtischen Galerie Offenburg; Konzeption von Katalog und Ausstellung: Gerlinde Brandenburger-Eisele, Freiburg i. Br. 2014; Ingrid von der Dollen: Gretel Haas-Gerber 1903-1998. Existenzmalerei, in: Malerinnen im 20. Jahrhundert, München 2000, S. 226-231, S. 308 f.