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Albert Haueisen


Albert Haueisen

Albert Haueisen, Selbstbildnis vor Blau, 1917.
Albert Haueisen, Selbstbildnis mit Schal vor Blau, 1917, Albgau-Museum Ettlingen Inv.-Nr. K 90/397.

Maler, * 7. Juli 1872 Stuttgart, † 5. Februar 1954 Kandel/Lkr. Germersheim, kath., ∞ 1. 1902 Johanna Langer (1870-1927), 2. 1943 Hedwig Russwurm, 4 Kinder, davon 3 aus erster Ehe.

Väterlicherseits aus schwäbischer Familie stammend, wuchs Albert Haueisen im damals zum Königreich Bayern gehörenden Ludwigshafen auf, wo sein Vater als Chefingenieur für die BASF arbeitete. 1887 ging Haueisen nach Karlsruhe zum Besuch zunächst der Kunstgewerbeschule und dann der Großherzoglich-Badischen Kunstschule. 1890 setzte Haueisen seine Studien in einer privaten Malschule in München fort. Im Herbst/Winter 1893 weilte er mehrere Monate in Rom. Noch während seiner Studienzeit nahm Haueisen 1894 mit einigen Bildern an der Ausstellung der Sezession in München teil.

1895/96 lebte Haueisen auf dem Hemshof in Ludwigshafen und in Jockgrim, woher die Familie mütterlicherseits stammte. 1896-1901 setzte er seine Studien an der Karlsruher Akademie fort, ab 1899 als Meisterschüler von Leopold von Kalckreuth und Hans Thoma. Mit Thoma lebte und arbeitete Haueisen 1902-1904 auch in dessen Geburtsort Bernau im Schwarzwald. Während eines Aufenthalts 1904 in Paris beeindruckte ihn die impressionistische Malerei stark und führte zur Ausbildung seines weiteren farbbetonten Werks, das in seinen Landschaftsgemälden, Selbstbildnissen, Familienbildern und Stillleben zum Ausdruck kommt. Danach wählte Haueisen Jockgrim, dessen Ehrenbürger er später wurde, im großväterlichen Haus mit dazu gebautem Atelier als ständigen Wohnsitz. Während des Ersten Weltkriegs lebte und arbeitete Haueisen in Frankfurt a. M. und wurde Mitglied der Städeldeputation sowie erster Vorsitzender des Frankfurter Künstlerbunds.

Nachdem der Maler bereits 1905 eine Titularprofessur in Karlsruhe erhalten hatte, wurde er 1919 Nachfolger Wilhelm Trübners als Meisterlehrer und bis 1923 Direktor der Kunstakademie. In seiner Amtszeit führte er zusammen mit Max Laeuger und Hermann Billing die Kunstakademie und die Kunstgewerbeschule zu einer Landeskunstschule zusammen, was eine Neuerung im Bereich der Kunstausbildung darstellte. Er avancierte außerdem zu einem der wichtigsten deutschen Maler dieser Zeit und hatte einen bedeutenden Einfluss auf die jüngere Malergeneration.

1922 gehörte Haueisen zu den Mitbegründern des Bundes Pfälzer Kunst (Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler), der 1933 mit dem Pfälzischen Kunstverein in der Notgemeinschaft Pfälzer Kunst gleichgeschaltet wurde, und für den er bis 1934 als Kulturfunktionär der Nazis (Landesleiter Pfalz/Saar) fungierte. 1927 beteiligte er sich an der Gründung der Badischen Sezession, aus der er 1932 aus- und in die er 1951 wieder eintrat. Zudem wurde er Juror im deutschen Künstlerbund. Nach einer kurzen Unterbrechung 1925/26 verließ Haueisen 1933 wegen politischer Einflussnahmen die Karlsruher Akademie endgültig und zog sich als freier Maler und Grafiker nach Jockgrim zurück.

Haueisen hinterließ ein umfangreiches Werk, neben den Gemälden auch Radierungen, Lithografien, Zeichnungen und Holzschnitte. In Karlsruhe schuf Haueisen in den 1920er-Jahren die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Fresken in der Mensa der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe und den Leidensweg Christi in der Kirche St. Peter und Paul in Mühlburg. Die sieben Wandbilder für die Kassenhalle der Rheinischen Creditbank in Karlsruhe wurden 1961 abgehängt und kamen 2004 als Schenkung in den Bestand des Stadtmuseums im Prinz-Max-Palais. In der NS-Zeit schuf er zahlreiche Arbeiten für den Staat, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) und die Wehrmacht.

Zu den Auszeichnungen Haueisens zählen: Ehrendoktorwürde der TH Karlsruhe (1925), Westmark-Preis (1936), erster Hans-Thoma-Preis (1950), Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1952). Seit 1979 vergibt der Landkreis Germersheim alle zwei Jahre den Albert-Haueisen-Preis an Künstlerinnen und Künstler, die in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg oder im Elsass arbeiten.

René Gilbert 2015

Quellen

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Haueisen, Albert; GLA 235/6020, 40153.

Werk

Haus in Bernau mit weidendem Schimmel, Aquarell 1904; Familienbildnis, Öl auf Leinwand 1912 (beide Staatliche Kunsthalle Karlsruhe); Frankfurter Halbakt, Öl auf Leinwand 1916; Herbst, Öl auf Leinwand 1925; Sonnenblumenstillleben, Öl auf Leinwand 1927 (alle drei Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen); Wandbilder der Rheinischen Creditbank, Ölgemälde 1923 (Stadtmuseum Karlsruhe).

Literatur

Mannheimer Kunstverein (Hrsg.): Prof. Dr. h. c. Albert Haueisen zum 100. Geburtstag: Gemälde und Graphik, 29.10. bis 26.11.1972 im Mannheimer Kunstverein (Ausstellungskatalog); Willy Huppert: Haueisen, Albert, in: Badische Biographien NF, Bd. II, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1987, S. 121-123; Antje Michaela Lechleiter: Die Künstlergruppe "Badische Secession": Geschichte, Leben und Werk ihrer Maler und Bildhauer, Frankfurt a. M. 1994, S. 206-215, S. 391, S. 507 f. (= Europäische Hochschulschriften: Reihe 28, Kunstgeschichte Bd. 193); Eva Habermehl: Albert Haueisen (1872–1954), ein süddeutscher Maler und Grafiker. Studien zum Werk und Werkverzeichnis der Gemälde, Heidelberg 1998; Clemens Jöckle: Der Fall Albert Haueisen – zur Rolle eines Künstlers im Dritten Reich, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 100 (2002), S. 499-532.