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Ferdinand Maurath


Ferdinand Maurath 1984, Foto aus: Adalbert Metzinger: "Da kommt schon wieder so ein Himmelskomiker". Widerstand und Verfolgung im "Dritten Reich": der Priester Ferdinand Maurath, in: Hierzuland 28 (2013), S. 28.

Ferdinand Maurath

Pfarrer, Gegner des Nationalsozialismus, * 28. Juni 1908 Bühl/Lkr. Rastatt, † 5. Juli 1993 Freiburg, kath.

Als ältestes von fünf Kindern eines Buchhändlers in Bühl geboren, besuchte Ferdinand Maurath nach dem Umzug der Familie nach Lörrach, wo der Vater eine Buchhandlung erworben hatte, die Volksschule und das Gymnasium. Nach dem Abitur 1927 studierte er zwei Semester Medizin, anschließend katholische Theologie in Freiburg und Münster. Nach Abschluss des Seminarjahrs erfolgte am 30. April 1933 seine Ordination durch den Freiburger Erzbischof Conrad Gröber in der Pfarr- und Seminarkirche von St. Peter. Seine anschließende Vikarszeit verbrachte Maurath in Malsch, Engen, Leutershausen, Oberwinden, Achern und zuletzt in Karlsruhe-Knielingen und in Karlsruhe-Mühlburg.

Aufgrund seiner wiederholt kritischen Bemerkungen zur Hitlerjugend und zum Bund deutscher Mädel saß Maurath von Mai bis August 1941 im Gefängnis in der Riefstahlstraße in "Schutzhaft". Mit der Begründung, dass er in der von ihm geleiteten Pfarrbibliothek der Mühlburger Pfarrei St. Peter und Paul nicht alle weltliche Literatur entfernt habe und nicht bereit sei, staatliche Anordnungen zu befolgen, wurde Maurath am 4. August 1941 in das Konzentrationslager Dachau verlegt, wo er bis zum 9. April 1945 inhaftiert blieb. Der Willkür der Wachleute ausgesetzt, erlebte Maurath dort den täglichen Kampf ums Überleben. Ab 1943 arbeitete er als Pfleger im Krankenrevier und konnte so den Kranken und Sterbenden verbotenerweise auch als Seelsorger beistehen.

Nach seiner unverhofften Freilassung kurz vor Kriegsende, ging Maurath zu seinen Eltern, die nach Blumberg an der Schweizer Grenze evakuiert worden waren, um sich dort von den Strapazen der Haft zu erholen. Im Oktober 1946 trat er seine letzte Vikarsstelle in Inzlingen an, ehe ihm im April 1947 die Stelle des Pfarrverwalters in Feldkirch übertragen wurde. Dort erfolgte nach zwei Jahren seine Einsetzung zum Pfarrer. 1968 wurde er zum Kammerer des Dekanats Neuenburg gewählt, 1969-1975 hatte er zusätzlich die Verantwortung für die Pfarrei Hartheim übertragen bekommen. 1984 wurde er pensioniert.

Im Oktober 1975 verlieh ihm der Freiburger Erzbischof Hermann Schäufele den Titel Geistlicher Rat ad honorem in Anerkennung seiner seelsorgerlichen Tätigkeit.

René Gilbert 2015

Quellen

StadtAK 8/StS 32/114, 8/StS 37/26; Freiburger Diözesan-Archiv 90 (1970), S. 125-130 (Bericht Ferdinand Mauraths über sein Schicksal in der NS-Zeit).

Literatur

Heinz G. Huber: Ortenauer Lebensläufe, Eggingen 1990, S. 99-105; Heinrich Heidegger: Ferdinand Maurath, in: Freiburger Diözesan-Archiv 116 (1996), S. 216 f.; Manfred Koch: Widerstand und Verfolgung, in: Karlsruhe. Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 510, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 27. Juli 2022); Adalbert Metzinger: "Da kommt schon wieder so ein Himmelskomiker". Widerstand und Verfolgung im "Dritten Reich": der Priester Ferdinand Maurath, in: Hierzuland 28 (2013), S. 25-29.