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Amalie von Baden


Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS I 17.

Amalie von Baden

* 20. Juni 1754 Darmstadt, † 21. Juli 1832 Bruchsal, ev., ∞ 1774 Erbprinz Karl Ludwig I. von Baden, 8 Kinder.

Die ehrgeizige, selbstsichere und standesbewusste Tochter des Landgrafen Ludwig IX. und seiner Ehefrau Karoline ("die große Landgräfin") von Hessen-Darmstadt gewann neben dem streng vom Vater gegängelten Thronfolger, ihrem Ehemann und Cousin, bald Einfluss am badischen Hof. Das Verhältnis zu der gebildeten Schwiegermutter blieb allerdings gespannt, sie litt unter der Dominanz der Markgräfin Karoline Luise. Geschick bewies sie in der Verheiratung ihrer Töchter: Karoline mit dem späteren König Max I. Joseph von Bayern, Luise mit dem späteren Zaren Alexander I., Friederike mit König Gustav IV. Adolf von Schweden, Marie mit Friedrich Wilhelm Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel. Aufgrund dieses verwandtschaftlichen Netzwerkes nannte man sie die Schwiegermutter Europas. Ihre Hoffnung, einst Markgräfin zu werden, zerschlug sich durch den Unfalltod Karl Ludwigs bei einer Reise nach Schweden. Amalie blieb aber erste Dame des Landes, obwohl ihr Schwiegervater Markgraf Karl Friedrich 1787 eine zweite, morganatische Ehe mit Luise von Geyersberg einging.

Weniger Aufmerksamkeit als der Erziehung ihrer Töchter schenkte Amalie der Erziehung ihres Sohnes Karl, der träge und entscheidungsschwach blieb und unter dem Einfluss seines leichtlebigen Onkels Ludwig stand. Gegen die von Napoleon gewünschte Ehe zwischen ihrem Sohn, dem badischen Thronfolger, und dessen entfernter Verwandten Stéphanie Beauharnais wehrte sie sich. Erst als Napoleon Stéphanie adoptierte, musste sie, reichstreu und voller Abneigung gegen Napoleon, ihren Widerstand aufgeben.

Nach dem Tod Großherzog Karl Friedrichs 1811 hoffte Amalie vergebens, Einfluss auf ihren Sohn zu nehmen. Nach dessen Tod 1818 war sie froh, dass ihr Schwager Großherzog Ludwig I. ihr einen großzügigen Witwenstand zusicherte. Im Schloss in Bruchsal, aber auch im Karlsruher Palais, dem am heutigen Nymphengarten gelegenen Amalienschlösschen, führte sie ein umfangreiches gesellschaftliches Leben. Im Alter durch zunehmende Krankheiten gelähmt, schließlich erblindet, wurde die 78-jährige nach ihrem Tod in der Pforzheimer Fürstengruft bestattet. Nach ihr wurden in Karlsruhe die Amalienstraße (1811) und die Amalienbadstraße (1938) in Durlach benannt.

Leonhard Müller 2012

Literatur

Anna Schiener: Markgräfin Amalie von Baden, Regensburg 2007.