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Julius Neßler


Julius Neßler, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 79/Band 2.

Julius Neßler

Apotheker, Chemiker, * 6. Juni 1827 Kehl/Ortenaukreis, † 19. März 1905 Durlach, ev., ∞ 1860 Luise Ringer, 3 Söhne.

In Kork bei Kehl und in Offenburg besuchte Julius Neßler, der Sohn eines Konditors, die Höhere Bürgerschule und begann 1841 eine Lehre in der Apotheke von Kippenheim. Von dieser Tätigkeit unbefriedigt, ließ er sich 1842-1845 in Karlsruhe zum Mechaniker ausbilden und arbeitete danach kurze Zeit in einer mechanischen Fabrik in Mülhausen (Elsass). 1845 setzte Neßler seine Apothekerlehre fort und arbeitete bis 1853 als Apothekergehilfe im Elsass, in Frankfurt a. M, Paris, Baden-Baden und Durlach. Anschließend studierte er Pharmazie in Freiburg, legte bereits 1854 das Staatsexamen ab und wurde 1856 promoviert. Der in seiner Dissertation beschriebene Nachweis von Ammoniak fand als Neßler-Reagens international Eingang in die Labore. Es folgte eine kurze Tätigkeit als Assistent bei Robert Bunsen in Heidelberg 1856/57 und eine zwei Jahre währende Anstellung bei der Chemischen Fabrik Otto Pauli in Rüppurr.

Neßler strebte jedoch nach einer selbstständigen Tätigkeit. In Zusammenarbeit mit der Großherzoglichen Zentralstelle für Landwirtschaft richtete er 1859 ein landwirtschaftlich-chemisches Laboratorium ein, dessen Vorstand er 1870 zugleich mit der Ernennung zum Professor wurde und das er bis zu seinem Ruhestand 1901 leitete. 1890 erhielt die Einrichtung die Bezeichnung Landwirtschaftlich-Chemische Versuchsanstalt Karlsruhe (heute Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg). Deren Ziel war die Vermittlung naturwissenschaftlicher Forschung für die Landwirtschaft, weshalb Neßler zahlreiche allgemeinverständliche Vorträge hielt und etwa 800 Aufsätze und Bücher veröffentlichte. Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit waren vor allem Wein- und Tabakanbau. Neßler engagierte sich zudem politisch und vertrat die Nationalliberale Partei als Abgeordneter des Wahlbezirks Karlsruhe 1871-1874 in der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung. Außerdem amtierte er langjährig als Stadtverordneter und als Mitglied des Ortsgesundheitsrats in Karlsruhe.

Für seine Verdienste um die Landwirtschaft wurde Neßler 1889 zum Geheimen Hofrat ernannt, erhielt 1871 den Orden vom Zähringer Löwen - Kommandeur 1. Klasse, 1873 den österreichischen Franz-Josefs-Orden und 1901 den Orden Bertholds des Ersten. 1950 wurde in Durlach die Neßlerstraße benannt.

René Gilbert 2015

Werk

Über ein neues Reagens auf Ammoniak und seine fixe alkalische Erden, über das Verhalten von Jodquecksilber zu Ammoniak, Diss. Freiburg 1856; Der Wein, seine Bestandteile und Behandlung, nebst Anhang über Düngung der Reben und über Untersuchungsmethoden der Weine, Chemnitz 1865; Die Rebwurzellaus, ihr Vorkommen bei Genf und in Südfrankreich, ihr etwaiges Auftreten auch in Deutschland und die Mittel, sie zu bekämpfen, Stuttgart 1875.

Literatur

Felix Mach: Julius Neßler, in: Badische Biographien Bd. 6, hrsg. von Albert Krieger und Karl Obser, Heidelberg 1935, S. 551-554; Friedel Timmermann/Sigrid Holtmannspötter: Neßler, Julius, in: Neue Deutsche Biographie (NDB) Bd. 19, Berlin 1999, S. 75 f.