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Wilhelm Friedrich Eisenlohr


Wilhelm Eisenlohr, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 310 (Ausschnitt).

Wilhelm Friedrich Eisenlohr

Physiker, * 1. Januar 1799 Pforzheim, † 10. Juli 1872 Karlsruhe, ev., ∞ 1824 Gertrud von Itzstein († 1832), 1 Sohn, 1 Tochter.

Wilhelm Friedrich Eisenlohr wurde als jüngstes von vier Kindern Wilhelm Eisenlohrs geboren. Der badische Beamte und spätere Hofrat war zeitweise Oberamtmann in Durlach. Nach dem frühen Tod des Vaters musste Eisenlohr bereits als Elfjähriger selbst für seinen Unterhalt sorgen und nahm in Oberkirch eine Tätigkeit als Schreiber auf. Den Schulstoff eignete er sich autodidaktisch an und bestand im Herbst 1817 die Aufnahmeprüfung zur Hochschule. Er studierte bis 1819 an der Universität Heidelberg Kameralwissenschaften und Mathematik. Auf Empfehlung seines Lehrers Ferdinand Schweins wurde Eisenlohr danach Lehrer für Mathematik und Physik am Lyzeum in Mannheim. Parallel dazu engagierte er sich für die Einrichtung der Gewerbeschulen in Baden und wurde 1835 Direktor der Gewerbeschule in Mannheim.

1840 nahm Eisenlohr eine Berufung an das Karlsruher Polytechnikum auf eine Professur für Physik an, die er bis 1865 innehatte. Seine Lehrveranstaltungen waren wegen seiner weithin hörbaren Stimme, seiner interessant gestalteten Vorlesungen und wegen seines geselligen Charakters bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt. Ebenso zogen seine experimentellen Vorträge im 1859 gegründeten Verein für naturwissenschaftliche Mitteilungen, dem er zehn Jahre vorstand, zahlreiche Zuhörer an. Im Rahmen der 34. Versammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte in Karlsruhe im Jahr 1858 amtierte Eisenlohr als deren Vorsitzender, was für ihn einen Höhepunkt in seiner Laufbahn darstellte.

Als Wissenschaftler machte sich Eisenlohr mit optischen Untersuchungen einen Namen. Hierbei sind insbesondere seine Forschungen über die von ihm als ultraviolettes Licht bezeichneten kurzwelligen Strahlen von Bedeutung. Eisenlohr maß als Erster die Wellenlänge dieses Lichts, wofür er das von ihm entwickelte Strichgitterverfahren anwendete, das seinerzeit in der Fachwelt hohe Beachtung fand. Seine Forschungsergebnisse veröffentlichte er in seinem vielfach neu aufgelegten Lehrbuch der Physik, das als erstes deutsches Physik-Lehrbuch gilt, welches sich nicht an ausländischen Vorbildern orientierte. Daneben half er in den 1840er-Jahren der badischen Regierung beim Wiederaufbau der Schwarzwälder Uhrenindustrie.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Eisenlohr 1845 zum Hofrat und 1859 zum Geheimen Rat Zweiter Klasse ernannt. Zudem erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universitäten Freiburg und Basel. 1897 wurde in der Karlsruher Weststadt nach ihm und seinem Vetter Friedrich Eisenlohr die Eisenlohrstraße benannt.

René Gilbert 2016

Werk

Lehrbuch der Physik zum Gebrauche bei Vorlesungen und beim Unterrichte, Mannheim 1836; Über die Wirkung des violetten und ultravioletten unsichtbaren Lichtes, in: Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 93 (1854), S. 623-626; Die Wellenlänge der brechbarsten Lichtstrahlen und der auf Jodsilber wirkenden Strahlen, in: Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 99 (1856), S. 159-165.

Literatur

Johann Christoph Döll: Eisenlohr, Wilhelm, in: Badische Biographien Bd. 1, hrsg. von Friedrich von Weech, Heidelberg 1875, S. 223-226, http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/248768 (Zugriff am 1. April 2016); Grete Ronge: Eisenlohr, Wilhelm Friedrich, in: Neue Deutsche Biographie (NDB) Bd. 4, Berlin 1959, S. 418; Leonhard Müller: Wilhelm Eisenlohr (1799-1872), in: Leonhard Müller/Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 1998-2003, Karlsruhe 2004, S. 278 f., Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 28. Oktober 2022).