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Otto Wilhelm Carl Constantin Nüßlin


Otto Wilhelm Carl Constantin Nüßlin

Zoologe, Forstwissenschaftler, * 26. Oktober 1850 Karlsruhe, † 2. Januar 1915 Baden-Baden, ev., ∞ 1900 Hermine Auguste Mitlacher (1874-1958), 1 Tochter.

Otto Nüßlins Vater war Direktor des Evangelischen Oberkirchenrats in Karlsruhe. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Karlsruhe und des Lyzeums in Wertheim studierte Nüßlin Forstwissenschaften an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe und legte 1873 die forstliche Staatsprüfung ab. Es folgte bis 1875 der praktische Dienst bei den Forstämtern Donaueschingen, Bruchsal und St. Blasien. Aufgrund seines umfassenderen Interesses für die heimische Tierwelt gab Nüßlin den Forstdienst auf und schlug eine wissenschaftliche Laufbahn als Zoologe ein. Hierfür belegte er ein zoologisches Aufbaustudium in Tübingen und Neapel. Nach der Promotion 1877 verbrachte Nüßlin zur praktischen Vertiefung ein knappes Jahr an der Forstakademie Eberswalde.

1879 habilitierte er sich an der TH Karlsruhe und erhielt dort Ende Dezember 1880 eine außerordentliche Professur. Im April 1886 wurde Nüßlin zum ordentlichen Professor der allgemeinen Zoologie und Forstzoologie ernannt. Da die Hochschule bis zu diesem Zeitpunkt keinen eigenen Lehrstuhl für Zoologie hatte, war Nüßlin in der Folgezeit vor allem mit dem Aufbau und der Organisation seiner Lehreinheit beschäftigt. Mit Fleiß und Hartnäckigkeit baute er sein Institut stetig aus, so dass es am Ende des Jahrhunderts zu den am besten ausgestatteten Deutschlands zählte.

Für diese Leistung erhielt Nüßlin mehrere Auszeichnungen, darunter 1896 das Ritterkreuz Erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen und 1913 das Ritterkreuz des Ordens Bertholds I. 1902 wurde er zum Hofrat, 1906 zum Geheimen Hofrat ernannt. Zudem hatte man ihm 1899 die Leitung des Großherzoglichen Naturalienkabinetts übertragen.

Ein langwieriges Nierenleiden führte im Dezember 1913 zu Nüßlins vorzeitiger Pensionierung. Neben seinen umfangreichen organisatorischen Aufgaben fand Nüßlin Zeit zu wissenschaftlicher Forschung. Bedeutend sind seine Grundlagenarbeiten über die Lebensweise und Fortpflanzung verschiedener Forstinsekten des Schwarzwalds, wie der Rüsselkäfer, Borkenkäfer und Pflanzenläuse. Mehrere dieser Tiere sind nach Nüßlin benannt. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit Fischarten des Bodensees und betrieb anatomische Studien über Schnecken.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA 76/5648, 235/2351, 466/13551, 466-22/2281; Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1915, Jg. 31, Karlsruhe 1917, S. 252 f., Band zum Download (PDF) (Zugriff am 7. September 2022).

Werk

Zur Kritik des Amphioxusauges, Diss. Tübingen 1877; Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Pulmonaten, Habil.-Schrift Karlsruhe 1879; Über einige neue Urthiere aus dem Herrenwieser See im badischen Schwarzwalde, in: Zeitschrift für Wissenschaftliche Zoologie 40 (1884), S. 697-724; Die Zukunft der zoologischen Sammlungen in Karlsruhe, Karlsruhe 1894; Leitfaden der Forstinsektenkunde, Berlin 1905.

Literatur

Ulrich Weber/Franz Murtscheller: Der Lehrstuhl für Botanik und Pharmakognosie, das Botanische Institut sowie der Botanische Garten, in: Friedrich Raab (Red.): Die technische Hochschule Fridericiana Karlsruhe – Festschrift zur 125-Jahrfeier, Karlsruhe 1950, S. 155 f.; Uwe Sperlich: Otto Nüßlin, in: Biographie bedeutender Forstleute aus Baden-Württemberg, hrsg. vom Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt Baden-Württemberg, Stuttgart 1980, S. 435-437 (= Schriftenreihe der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg Bd. 55).