Menü
Suche

Carl Eduard Junker


Carl Junker, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 344.

Carl Eduard Junker

Unternehmer, * 15. Januar 1840 Gießen, † 24. November 1916 Karlsruhe, ∞ Wilhelmine Mack, 1 Sohn, 2 Töchter.

Auf seiner Wanderschaft als Feinmechanikergeselle kam der aus Gießen stammende Carl Junker 1862 nach Karlsruhe zu Haid & Neu. Ob er vorhatte, Karlsruhe zu seiner zweiten Heimatstadt zu machen oder ob ihn seine Frau an Karlsruhe band, ist nicht überliefert. Bereits 1868 gründete er als selbständiger Handwerksmeister einen Betrieb, dessen spezieller Zweck die Fabrikation von Nähmaschinen war. Seine Werkstätte befand sich im Keller des Hauses seiner Schwiegereltern vor der Stadt auf dem Mühlburger Feld, damals Sommerstrich genannt.

Am 1. Februar 1870 schloss sich Junker mit seinem Konkurrenten August Ruh zusammen. Sie gründeten die Firma Junker & Ruh, in der Junker die technische Leitung übernahm. Die Firma entwickelte sich von kleinen Anfängen zu einer der bekanntesten Nähmaschinen-, Ofen- und Gasherdfabriken. Vier Jahrzehnte stand Carl Junker mit seinem Teilhaber und nach dessen Tod im Jahr 1898 alleine an der Spitze des weltweit operierenden Unternehmens. Zunächst war es nur die Produktion von Nähmaschinen. Nachdem 1880 bereits 100.000 Nähmaschinen hergestellt und verkauft waren, suchte Junker nach neuen Herausforderungen. "Ich muss wirken, solange es Tag ist" lautete sein Wahlspruch. Der nach Amerika ausgewanderte Bruder machte ihn auf den damals in Deutschland noch unbekannten Dauerbrandofen aufmerksam. Mit unternehmerischem Weitblick erkannte Junker, welche Möglichkeiten dieses Produkt bot. 1895, zum 25-jährigen Betriebsjubiläum lag die Verkaufszahl des gegenüber dem Original verbesserten Junker & Ruh-Ofens bei 65.000. In dieser Zeit machte Junker die Firma auch zum Pionier des Kochens mit Gas. Der Junker & Ruh-Kocher eroberte rasch den Markt. Aus ihm entwickelte sich dann der volkstümliche Junker & Ruh-Gasherd.

1910, nach 42-jähriger Tätigkeit in der Geschäftsleitung, zog sich Carl Junker vom aktiven Geschäft zurück. Er blieb aber in verschiedenen Ehrenämtern tätig: 1887-1911 war er als Angehöriger der Nationalliberalen Partei Stadtverordneter, dann Stadtrat und wurde 1898 in die Handelskammer gewählt, in der er ab 1911 als Handelsrichter tätig war. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern des Karlsruher Männerturnvereins.

Großherzog Friedrich würdigte seine vielseitigen Verdienste durch Ernennung zum Kommerzienrat und durch Verleihung des Ritterordens 1. Klasse vom Orden des Zähringer Löwen. Heute erinnert der Name Junker-und-Ruh-Straße und Junker-und-Ruh-Brücke an den großen Unternehmer und Firmengründer.

Manfred Fellhauer 2016

Quellen

StadtAK 1/H-Reg. 5725, 6219; 8/StS 24 867, 869, 875 1135 (diverse Festschriften); Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1916, 32. Jg., Karlsruhe 1918, Band zum Download (PDF) (Zugriff am 7. September 2022); Karlsruher Zeitungen https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 27. Dezember 2020): Badische Presse vom 25. November 1916 StadtAK 8/Ze 7 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411029 (Zugriff am 23. Dezember 2020); Karlsruher Tagblatt vom 26. November 1916, StadtAK 8/Ze 2 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411037 (Zugriff am 23. Dezember 2020).