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August Nüßlin


August Nüßlin, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1104.

August Nüßlin

Jurist, Politiker, Kirchenfunktionär, * 19. März 1812 Mannheim, † 17. Oktober 1887 Karlsruhe, ev., ∞ 1847 Marie Fröhlich, 2 Söhne, 1 Tochter.

August Nüßlin, Sohn des langjährigen Direktors des Mannheimer Lyzeums, Friedrich August Nüßlin, studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und Berlin. Nach seinem Abschluss wurde Nüßlin 1835 Rechtspraktikant am Hofgericht Mannheim. Für weiterführende Studien hielt er sich 1837 längere Zeit in Paris auf. Es folgten Stationen als Amtsassessor, die Nüßlin in Schopfheim (ab 1840), bei der Direktion der Forstdomänen und Bergwerke (ab 1843) sowie beim Hofgericht Mannheim (ab 1845) absolvierte.

In dieser Zeit veröffentlichte Nüßlin mehrere juristische Aufsätze in den vom badischen Staatsrat Johann Baptist Bekk herausgegebenen Annalen der großherzoglich-badischen Gerichte. Diese wurden von Bekk als derart brillant angesehen, dass dieser, nach seiner Ernennung zum Innenminister, Nüßlin 1846 als Assessor ins Innenministerium berief. Unter der Beförderung zum Ministerialrat 1850 blieb Nüßlin bis 1852 im Ministerium, ehe er als Legationsrat zum Ministerium des großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten versetzt wurde. 1856 wurde Nüßlin zum Geheimrat und Mitglied des Staatsministeriums ernannt. Diese Funktion, ab 1866 als stimmberechtigter Minister ohne Geschäftsbereich in den Kabinetten Mathy, Jolly und Turban, übte er bis zu seinem Ruhestand 1881 aus.

Neben diesem Amt wurde Nüßlin 1860 die Leitung des Evangelischen Oberkirchenrats übertragen. In seine Amtszeit fielen die Lösung der evangelischen Kirche von der Staatsregierung zu mehr Selbstverwaltung sowie der Beginn der Umgestaltung ihrer bisherigen Regierungsweise und Verfassung. In diesem Sinne hatte Nüßlin bereits 1860 den Entwurf für eine neue Kirchenverfassung vorgelegt.

Nüßlin erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Ritterorden vom Zähringer Löwen und den Rothen-Adler-Orden II. Klasse (1856), von Frankreich das Offizierskreuz des Ordens der Ehrenlegion sowie den russischen St. Stanislausorden II. Klasse mit Stern (1857), das Kommandeurkreuz (1861) sowie das Großkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen (1876) und die Ernennungen zum Geheimrat I. Klasse (1872) sowie zum Ritter des Ordens Berthold I. von Zähringen (1881).

René Gilbert 2016

Literatur

Friedrich von Weech (Hrsg.): Badische Biographien Bd. 4, Karlsruhe 1891, S. 279-284, http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/153106 (Zugriff am 30. Oktober 2016).