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Karl August Varnhagen von Ense


Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1608.

Karl August Varnhagen von Ense

Diplomat, Literat, * 21. Februar 1785 Düsseldorf, † 10. Oktober 1858 Berlin, ∞ 1814 Rahel Levin.

Mit den Eltern, der Vater war ein den Ideen der Aufklärung und der französischen Revolution zugewandter Arzt, verlebte Karl August Varnhagen von Ense seine Kindheit in Düsseldorf, Brüssel, Straßburg und Hamburg. Mit 14 Jahren verlor er seinen Vater und studierte drei Jahre lang Medizin in Berlin, Halle und Tübingen. Durch die Tätigkeit als Hauslehrer und Erzieher bei jüdischen Familien des Bürgertums in Berlin fand er Kontakt zu Autoren der deutschen Romantik und brach sein Studium ab. Mit Adelbert von Chamisso gab er 1804-1806 einen "Musenalmanach" heraus.

Als Offizier und Hauptmann kämpfte er zwischen 1806 und 1813 auf preußischer, österreichischer und russischer Seite gegen Napoleon und erwarb das Vertrauen des preußischen Staatskanzlers von Hardenberg, den er zum Wiener Kongress begleitete. 1815 wurde er als diplomatischer Vertreter Preußens nach Karlsruhe geschickt, wo er in der Kreuzstraße 18 mit seiner Frau Rahel lebte. In seinen Erinnerungen während der Karlsruher Zeit äußert er sich als Anhänger liberaler Ideen auch kritisch über den Großherzog und Baden. Nach den Karlsbader Beschlüssen wurde Varnhagen 1819 aus Karlsruhe abberufen, da man annahm, dass er mit seiner demokratischen Gesinnung Unruhe stiften könnte.

Er ließ sich nun in Berlin nieder, wo er mit seiner Frau Rahel einen literarischen Salon führte, dem bekannte Künstler, Literaten und Philosophen angehörten. Varnhagen selbst konzentrierte sich nun vollends auf sein in Karlsruhe intensiviertes literarisches Schaffen als Autor von Erzählungen, Gedichten, Porträts historischer Persönlichkeiten, zeitgenössischer Beobachtungen ("Denkwürdigkeiten") und literarischer Rezensionen. Zudem führte er postum veröffentlichte Tagebücher, in denen auch Anekdotisches und Klatsch festgehalten ist. Die gemeinsame Grabstätte Varnhagens und seiner Frau befindet sich als Ehrengrab der Stadt Berlin auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I in Berlin-Kreuzberg.

Manfred Koch/Max Schlenker 2014

Werk

Biographische Denkmale, 5 Bde., Berlin 1824–1830; Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften, 7 Bde., Mannheim und Leipzig 1837–1846; Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften, Bd. 8 und 9, 1859; Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde, 3 Bde., Berlin 1834; Tagebücher, 14 Bde. (Aufzeichnungen von 1834–1858), Leipzig 1861–1870; Blätter aus der preußischen Geschichte (Aufzeichnungen von 1819–1830), 5 Bde., Leipzig 1868–1869; Denkwürdigkeiten des eignen Lebens. Die Karlsruhe Jahre 1816-1819, hrsg. von Hermann Haering, Karlsruhe 1924; Werke in fünf Bänden, Frankfurt 1987-1994.

Literatur

Oskar F. Walzel: Varnhagen von Ense, Karl August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 39, Leipzig 1895, S. 769–780; Werner Greiling: Varnhagen von Ense. Lebensweg eines Liberalen. Politisches Wirken zwischen Diplomatie und Revolution, Köln/Weimar/Wien 1993; Ursula Wiedenmann: Karl August Varnhagen von Ense. Ein Unbequemer in der Biedermeierzeit, Stuttgart/Weimar 1994.