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Herz Naftali Ehrmann (Pseudonym: Germano-Judäus)


Herz Naftali Ehrmann (Pseudonym: Germano-Judäus)

Rabbiner, * 7. August 1849 Michelstadt/Odenwaldkreis, † 3. Februar 1918 Lübeck, jüd., verh.

Ehrmann hatte seine theologischen Studien bei dem in Karlsruhe gebürtigen Jacob Ettlinger in Altona sowie bei dem Gründer der wichtigsten orthodoxen Zeitschrift in Deutschland, „Der Israelit“, Rabbiner Markus Lehmann (1831-1890) in Mainz begonnen. Seinen Abschluss machte er als einer der ersten Absolventen bei Esriel Hildesheimer (1820-1899), der 1873 in Berlin ein orthodoxes Rabbinerseminar gegründet hatte. 1874 fand der sehr junge Rabbiner eine Anstellung bei der orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft in Karlsruhe, die im Gegensatz zu seinem Vorgänger Nathanael Weil und vermutlich ebenso Gumbel Thalmann nun erstmals mit einem extra Salär versehen war.

Sein Wirken in Karlsruhe ist weitgehend unbekannt, da er die Stadt im Juli 1876 bereits wieder verließ, um bei der Israelitischen Religionsgesellschaft in Kassel die Stelle als Religionslehrer zu übernehmen. Die Hintergründe dieses ungewöhnlichen Wechsels von einer Rabbiner- zu einer Lehrerstelle sind unklar, eventuell spielte das bessere Salär in Kassel eine Rolle. Dort erwarb er sich hohes Ansehen, was zur Berufung als Rabbiner nach Trier führte, wo er nach der Spaltung für die größere orthodoxe Gemeinde tätig war. Ende 1885 folgte der in Trier erfolgreich arbeitende Ehrmann der Berufung als Bezirksrabbiner nach Baden, Schweiz. Hoch angesehen und verehrt versah er seine Aufgabe bis 1902, dann zog er 1903 nach Frankfurt a. M. und 1912 nach Lübeck, wo er sich nur noch dem Schreiben und der Vortragstätigkeit widmete. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof Lübeck-Moisling.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2013

Quelle

„Der Israelit“, u. a. 6. August 1879, 15. Oktober 1879, 24. Dezember 1885, 14. Januar 1886, 14. Februar 1918.

Werk

Zahlreiche theologische wie erbauliche Publikationen, die bis in die jüngste Zeit Neuauflagen erlebten (ausführliche Angaben s. L), u. a.: Thier-Schutz und Menschentrutz. Sämmtliche für und gegen das Schächten geltend gemachten Momente kritisch beleuchtet, nebst einer Sammlung aller älteren und neueren Gutachten hervorragender Fachgelehrter [...] Abbildung der Zecha’schen Legmethode, Frankfurt a.M. 1885; Durch’s Jahr! Essays über die Gehobenen Momente des jüdischen Pflichtlebens in allen Monaten des Jahres, Frankfurt a. M. 1900.

Literatur

Michael Brocke und Julius Carlebach (Hrsg.): Biographisches Handbuch der Rabbiner, Teil 2, Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871 - 1945, bearb. von Katrin Nele Jansen unter Mitwirkung von Jörg H. Fehrs und Valentina Wiedner, Bd. 1, München 2009.