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Philipp Reichardt


Philipp Reichardt um 1906, Pfinzgaumuseum Durlach U II 58.

Philipp Reichardt

Jurist, Bürgermeister, * 15. Februar 1860 Rappenau, † 22. Februar 1915 Durlach, ev., ∞ 1887 Emma Bohrmann, 2 Kinder.

Philipp Reichardt studierte in Freiburg, Leipzig, Berlin sowie Heidelberg, wo er promoviert wurde, Jura, arbeitete danach als Notar in Sinsheim und schließlich in Durlach, wohin ihn vermutlich verwandtschaftliche Beziehungen führten. Er gehörte als Landtagsabgeordneter der Nationalliberalen Partei an. 1897 wurde er zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister Durlachs gewählt.

Sein Wirken in Durlach ist teilweise heute noch zu sehen: Auf seine Initiative wurde 1898 die städtische Sparkasse eröffnet, 1899 das Gaswerk aus Privatbesitz erworben, 1906/07 das Schwimmbad (heute Turmbergbad) gebaut und 1900 der Bergfriedhof mit Kapelle errichtet. Zudem war er 1898 Initiator des Gewerbevereins, mit dem die Stadt Durlach 1903 eine Industrie- und Gewerbeausstellung im Schlossgarten veranstaltete. 1906/07 begann man auf sein Betreiben zunächst im östlichen Stadtgebiet mit dem Ausbau der Kanalisation. Während seiner Amtszeit entstanden zudem der Neubau der Gewerbeschule (1901), des heutigen Markgrafen-Gymnasiums (1907) und er war an der Planung der heutigen Pestalozzischule beteiligt, die allerdings erst wenige Monate nach seinem Tod eröffnet wurde.

In seiner Zeit als Bürgermeister wuchs die Bevölkerung stetig, 1895 hatte Durlach 9.175 Einwohner, 1910 13.896. Neue Stadtteile entstanden im Westen der Stadt und am Turmberg. Neben der Verlegung und dem Bau des neuen Bahnhofs in Durlach 1911 fiel auch die Elektrifizierung der Straßenbahn in seinen Aufgabenbereich sowie ihre Linienführung bis zur Endhaltestelle Turmberg.
Diese vielen von Philipp Reichardt durchgeführten Projekte ließen innerhalb der Bürgerschaft oftmals Vermutungen über die Verschwendung öffentlicher Gelder laut werden, es gelang ihm aber, diese zu widerlegen. Seit 1930 erinnert die bereits von ihm geplante Reichardtstraße an ihn.

Anke Mührenberg 2012

Literatur

Susanne Asche/Olivia Hochstrasser: Durlach. Staufergründung, Fürstenresidenz, Bürgerstadt, Karlsruhe 1996 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Band 17, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 14. Oktober 2022).