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Nathanael Weil (der ältere)


Nathanael Weil, Leo Baeck Institute New York.
Titelblatt des Korban Netanel, aus: Moshe Nathan Rosenfeld (Hrsg.): Jewish printing in Karlsruhe, Jerusalem 1997, S. 13.

Nathanael Weil (der ältere)

Rabbiner, * 1687 Stühlingen, † 7. Mai 1769 Rastatt, jüd., ∞ 1708 Feigele, Nichte von Abraham Brod, 7 Kinder.

Nathanael (auch Netanel) Weil stammt aus einer alten Rabbinerfamilie in Deutschland. Sein Großvater Moses Meir (auch Maharam) Weil kam 1672 in die fürstenbergische Stadt Stühlingen. Vater Naphtali Hirsch und dessen Bruder Eisik Weil fielen dort 1692 einem Mord zum Opfer. Er betrieb auf Wunsch der Mutter Talmudstudien und wurde mit zehn Jahren auf die seinerzeit bedeutende Talmudhochschule nach Fürth geschickt. Von dort ging er nach Prag zu dem bekannten Rabbiner Abraham Brod. Als einer seiner eifrigsten Schüler folgte er ihm 1709 nach Metz und 1713 nach Frankfurt a. M., wo dieser ihn als Rabbiner nach Offenbach vermittelte. Nach Brods Tod kehrte er 1717 nach Prag zurück und lebte mühsam als Privatgelehrter, seine Ehefrau besorgte den Lebensunterhalt mit. Weil beschäftigte sich intensiv mit der Kabbala (jüdische Mystik).

Nach der Vertreibung der Juden aus Prag und Böhmen durch Edikt der Kaiserin Maria Theresia 1744 in der Folge des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740-1748) bekam er dank seines Ansehens unter den gelehrten Juden 1745 die Stelle des Landesrabbiners in der Ritterschaft Neckar-Schwarzwald und lebte dazu in Mühringen (heute Stadtteil von Horb a. N.). 1750 wurde er zunächst auf drei Jahre zum Oberlandrabbiner in Baden (Landesrabbiner für die Markgrafschaften Baden-Durlach und Baden-Baden) nach Karlsruhe berufen. Diese Stellung nahm er bis zu seinem Tod ein, der ihn 1769 während einer Versammlung jüdischer Gemeinden der Markgrafschaft Baden-Baden ereilte. Die Einrichtung einer Talmudschule in Karlsruhe wurde ihm allerdings von Markgraf Karl Friedrich nicht gestattet.

In Karlsruhe hatte er sein bedeutendstes Werk über Textvarianten des Talmudkommentars von Ascher ben Jechiel, den "Korban Netanel", vollendet. Die 1755 hier veröffentlichte Studie begründete eine lange Tradition hebräischer Drucke aus Karlsruhe. Sein Sohn Hirsch veröffentlichte postum weitere seiner Werke. Weil wurde nach einem Konflikt der Landjudenschaften Baden-Baden und Baden-Durlach um den Begräbnisort auf dem ersten jüdischen Friedhof in Karlsruhe am heutigen Mendelssohnplatz beerdigt. Bei dessen Verlegung 1898 wurde auch sein Grab auf den neuen Friedhof an der Kriegsstraße verlegt. Dieses ist heute mit dem inzwischen ersetzten Grabstein Ziel zahlreicher frommer jüdischer Besucher aus aller Welt. Der älteste Sohn Tia Weil übernahm nach einem Trauerjahr 1770 seine Nachfolge.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2013

Werk

Korban Netanel, Karlsruhe 1755 ["Nathanaels Opfer"]; Netib Hayyim. Fürth 1779; Torat Netan'el, Fürth, 1795.

Literatur

Leopold Löwenstein: Nathanael Weil, Oberlandrabbiner in Karlsruhe und seine Familie, Frankfurt a. M. 1898 (mit Quellenanhang) (= Beiträge zur Geschichte der Juden in Deutschland, Bd II); Berthold Rosenthal: Heimatgeschichte der badischen Juden. Bühl 1927, S. 221-223; Carsten Wilke/Michael Brocke (Hrsg.): Biographisches Handbuch der Rabbiner, Teil 1. Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und großpolnischen Ländern 1781−1871, bearb. von Carsten Wilke, Bd. 2, München 2004. Moshe Nathan Rosenfeld (Hrsg.): Jewish printing in Karlsruhe, Jerusalem 1997.