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Thomas Lefèbvre


Thomas Lefèbvre, Bild aus: Anna Maria Renner: Thomas Lefèbvre. Ein unbekannter badischer Baumeister, in: ZGO 90 (1938), nach S. 120.

Thomas Lefèbvre

Hofmaler, Hofbaumeister, * August 1636 Brüssel, † 27. September 1720 Karlsruhe.

Über die ersten drei Lebensjahrzehnte von Thomas Lefèbvre, der vermutlich hugenottischer Herkunft war, ist nichts bekannt. Er kam 1669 zunächst als Miniaturmaler an den markgräflichen Hof Wilhelms von Baden-Baden, ging aber noch im selben Jahr zu dessen Vetter Friedrich VI. von Baden-Durlach, von dem sich Lefèbvre eine bessere Förderung versprach. Er wurde sogleich auch zum Kammerdiener und Hofmaler ernannt. Seine ersten Arbeiten bestanden in einer Reihe von Miniaturbildern der markgräflichen Familie, wovon der Großteil beim Stadtbrand von Durlach 1689 vernichtet wurde. Zudem hatte Lefèbvre die Aufgabe, Friedrichs Tochter Katharina Barbara Malunterricht zu geben.

Von dem Architekten und Festungsbaumeister Georg Andreas Böckler erhielt Lefèbvre Kenntnisse über die Baukunst und die Brunnen- und Wasserleitungstechnik. 1674 konnte er mit einem Stipendium eine zweijährige Studienreise nach Italien unternehmen, die er hauptsächlich in Venedig verbrachte. Nach dem Weggang Böcklers und der Regierungsübernahme durch Friedrich VII. Magnus 1677 übertrug dieser Lefèbvre die Aufsicht über das Bauwesen in der Markgrafschaft Baden-Durlach. Er erwarb sich das Vertrauen des Monarchen, wurde dessen politischer Berater und übernahm in den 1680er-Jahren mehr und mehr Verwaltungsaufgaben. 1688 baute Lefèbvre sich das Wingertschlösschen hinter dem Schlossgarten von Durlach, das den Brand von 1689 überstand, 1699 von Erbprinz Karl Wilhelm erworben und erst 1957 abgerissen wurde.

Während einer Reise nach Paris studierte Lefèbvre die Architektur der königlichen Schlösser und Gartenanlagen, an denen sich sein 1688 erstmals vorgestellter Stadtplan von Durlach orientierte. Dieser sah den Umbau der Karlsburg einschließlich eines prächtigen Schlossgartens vor sowie den Neubau der Residenzstadt mit einheitlichen Häuserreihen und geraden Straßenfluchten nach barocken Vorstellungen. Im selben Jahr erhielt Lefèbvre die vakante Stelle des Hofbaumeisters und verwaltete nach der Flucht der markgräflichen Familie ins Basler Exil als Amtsverweser ab 1691 mit weitgehenden Befugnissen Stadt und Schloss. Nach dem Brand konnte Lefèbvre, der 1696-1698 in Philippsburg von den Franzosen inhaftiert wurde, seine Stadtbaupläne gegen den Widerstand der verarmten Bevölkerung nicht durchsetzen. Den Auftrag zum Neubau der Karlsburg erhielt sein Konkurrent Egidio Rossi, während er nur die Bauaufsicht übernahm und den Schlossgarten nach seinen Plänen anlegte. Zudem baute er das abgebrannte Stadtpalais in Basel 1698-1704 wieder auf und die Augustenburg in Grötzingen um. Seine letzten Arbeiten, inzwischen zum Oberbaurat ernannt, waren 1711 der Bau einer Orangerie im Durlacher Schlossgarten, die Inspektion des Schlosses Pforzheim sowie die Planung eines Kanals vom Durlacher Hügelland zum Rhein. 1714 wurde Johann Heinrich Schwartz sein Nachfolger.

René Gilbert 2015

Literatur

Anna Maria Renner: Thomas Lefèbvre. Ein unbekannter badischer Baumeister, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO) 90 (1938), S. 207-236; Susanne Asche/Olivia Hochstrasser: Durlach. Staufergründung, Fürstenresidenz, Bürgerstadt, Karlsruhe 1996 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Band 17), Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 14. Oktober 2022).