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Walter Stöhrer


Walter Stöhrer, Foto aus: http://www.walter-stoehrer-stiftung.de (Zugriff am 5. September 2016).

Walter Stöhrer

Maler, Grafiker, * 15. Januar 1937 Stuttgart, † 10. April 2000 Scholderup/Kreis Schleswig-Flensburg, ∞ 1. 1966 Anna Margarete von Waechter (geb. Powilleit), 2. 1999 Hanne Forstbauer, 3 Töchter.

Walter Stöhrer, Sohn eines Kunstmalers und 1943 im Gaistal bei Bad Herrenalb eingeschult, absolvierte nach einigen Schulwechseln, bei der Karlsruher Firma Werbe-Blum 1953-1956 eine Lehre zum Gebrauchsgrafiker. In dieser Zeit arbeitete Stöhrer wiederholt als Pressezeichner für die Badischen Neuesten Nachrichten. 1956-1959 setzte er seine Ausbildung an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Karlsruhe fort, zunächst bei Hans Gaensslen und dann bei Helmut Andreas Paul (HAP) Grieshaber. Ohne Studienabschluss ließ er sich Ende 1959 in Westberlin als freischaffender Künstler nieder. Nach einer Gastprofessur an der dortigen Akademie der Künste 1981/82 wurde er 1986 als Professor an die Hochschule berufen, an der er bis zu seinem Tode wirkte. Im selben Jahr 1986 kaufte er einen ehemaligen Landgasthof im schleswig-holsteinischen Scholderup, der ihm in der vorlesungsfreien Zeit als Atelier und Wohnung diente.

Wie seine ehemaligen Studienfreunde und Grieshaber-Schüler Horst Antes, Hans Baschang, Dieter Krieg und Heinz Schanz gehört auch Stöhrer zu den Vertretern der Karlsruher Neuen Figuration, die nach der nationalsozialistischen Ära nach neuen figurativen Darstellungsweisen suchten, um zur vorherrschenden informellen Kunst gezielt eine Gegenposition zu schaffen.

Der in den 1940er-Jahren in den USA entstandene Abstrakte Expressionismus, dessen mit der Künstlergruppe CoBrA 1948 in Paris gegründeter europäischer Gegenpol und die Kunst der art brut wirkten mit dem gestisch-expressiven Duktus, der chiffreartigen Zeichensprache, der leuchtenden oder auf Schwarz-Weiß reduzierten Farbgebung auf Stöhrers eigenes Œuvre prägend. In der Radierung, mit der er sich in den ersten Jahren seines Kunstschaffens auseinandersetzte und die zeitlebens gleichberechtigt neben der Malerei stand, entwickelte er den ihm eigenen expressiven Gestus, der dann, um intensive Farben bereichert, auch für sein malerisches Werk bindend blieb. Allerdings trat bei Stöhrer von Anfang an zur Linie und Farbe, deren Zusammenspiel stets figürliche Assoziationen evozieren, noch die Schrift hinzu, mit der er Zitate ihm wichtiger Autoren wiedergab ("Denn im wärmeren Schoß bringt der Leib männliches Geschlecht zur Welt" (Empedokles), 1982, Städtische Galerie Karlsruhe).

Mit 25 Jahren erhielt Stöhrer den "Deutschen Kunstpreis der Jugend" (1962); zahlreiche Auszeichnungen folgten, darunter auch der Villa-Romana-Preis (1978). Seit 1967 wurden seine Arbeiten von renommierten öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland gekauft. Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe besitzt ein Konvolut an Werken. Als 1999 ein nicht operabler Bronchialtumor bei ihm diagnostiziert wurde, heiratete er noch im selben Jahr seine langjährige Lebensgefährtin Hanne Forstbauer und gründete mit ihr die Walter Stöhrer-Stiftung.

Katja Förster 2016

Literatur

Walter Stöhrer Stiftung, http://www.walter-stoehrer-stiftung.de (Zugriff am 12. Mai 2016); Walter Stöhrer. Radierung und Malerei, hrsg. von der Staatsgalerie Stuttgart und Ulrike Gauss, Stuttgart 2005; Jürgen Knubben (Hrsg.): HAP Grieshaber und die Neue Figuration. Horst Antes, Hans Baschang, Dieter Krieg, Heinz Schanz, Walter Stöhrer, Else Winnewisser, Freiburg i. Br. 2009.