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Friedrich Lautenschlager


Friedrich Lautenschlager

Bibliothekar, Historiker, * 2. Oktober 1890 Niefern/Enzkreis, † 11. Januar 1955 Karlsruhe, ev., ∞ 1921 Margarete Helene Hönicke, 1 Sohn, 3 Töchter.

Friedrich Lautenschlager, Sohn eines Gastwirts und Schreiners, besuchte nach der Volksschule in Niefern und der Oberrealschule in Pforzheim das humanistische Reuchlin-Gymnasium in Pforzheim. Nach dem Abitur studierte er 1910-1914 Geschichte, Deutsch, Französisch und Latein in Berlin, Freiburg und Heidelberg. In Heidelberg wurde er 1915 promoviert. Im selben Jahr setzte Lautenschlager, wegen einer Köperbehinderung nicht zum Kriegsdienst fähig, als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der Badischen Historischen Kommission die von dieser 1908 begonnene Arbeit an der Bibliographie der badischen Landesgeschichte fort. Als Volontärassistent, 1919 als außerplanmäßiger und seit 1925 schließlich als planmäßiger Bibliothekar wurde er an der Universitätsbibliothek Heidelberg beschäftigt. 1929 wurde Lautenschlager Mitglied der Badischen Historischen Kommission. In diesem Jahr erschien auch der erste von vier Halbbänden der Bibliographie der badischen Geschichte. Nach dem Herausgeber nannte die Fachwelt dieses Standardwerk zur badischen Landesgeschichte auch kurz den "Lautenschlager".

Im März 1936 wurde Lautenschlager Direktor der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Den schwersten Rückschlag in diesem Amt erlebte er mit dem Luftangriff auf Karlsruhe am 2. September 1942, bei dem fast der gesamte Bestand der Badischen Landesbibliothek zerstört wurde. Nach der Amtsenthebung durch die amerikanische Militärverwaltung im August 1945 wurde Lautenschlager im April 1948 wieder als kommissarischer Leiter der Badischen Landesbibliothek eingesetzt, ehe er 1951 schließlich die Leitung wieder vollends innehatte. Lautenschlager versuchte nach Kriegsende die Verluste der Badischen Landesbibliothek, insbesondere durch Ankäufe privater Sammlungen, zu denen auch die über 3.700 Titel umfassende Bücherei des Karlsruher Schriftstellers Alfred Mombert zählte, auszugleichen. Bereits bis 1954 konnte er auf diese Weise etwa die Hälfte der Kriegsverluste der Badischen Landesbibliothek mit einem Bestand von 180.000 Bänden kompensieren.

Susanne Clauß 2016

Werk

Die Agrarunruhen in den badischen Standes- und Grundherrschaften im Jahre 1848, Heidelberg 1915 (= Heidelberger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte, Bd. 46); Volksstaat und Einherrschaft. Dokumente aus der badischen Revolution 1848/1849, Konstanz 1920; Bibliographie der badischen Geschichte, Bd. 1.1, Karlsruhe 1929, Bd. 1.2, Karlsruhe 1930, Bd. 2.1 Karlsruhe 1933, Bd. 2.2 Karlsruhe 1938 (Alle vier Teile online: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bibl_bad_gesch_ga).

Literatur

Ulrich Weber: Nachruf F. Lautenschlager 1890-1955, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 107 (1959), S. 511- 518; Ders.: Lautenschlager, Friedrich, in: Bernd Ottnad (Hrsg.): Badische Biographien. NF, Bd. 1, Stuttgart 1982, S. 199 https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/116769386/Lautenschlager+Friedrich (Zugriff am 20. Juni 2022); Engelbert Strobel: Friedrich Lautenschlager zum Gedächtnis, in: Badische Heimat 35 (1955), S. 52-54.