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Gustav Krupp von Bohlen und Halbach


Gustav von Bohlen und Halbach jun. (links) 1900 als Legationssekretär an der deutschen Botschaft in Peking, Bundesarchiv Bild 183-H28572.

Gustav Krupp von Bohlen und Halbach

Diplomat, Aufsichtsratsvorsitzender der Krupp AG, * 7. August 1870 Amsterdam, † 16. Januar 1950 Schloss Blühnbach/Österreich, Bundesland Salzburg, ∞ 1906 Berta Krupp, 8 Kinder.

Sein Vater, Gustav von Bohlen und Halbach, stammte aus einer durch den Überseehandel zu großem Wohlstand gelangten Familie. Er war Diplomat im Dienste des Großherzogtums Baden unter anderem in Den Haag, wurde 1871 in den Adelsstand erhoben und 1878 zunächst Kammerherr und dann einflussreicher Hofzeremonienmeister am Fürstensitz in Karlsruhe. 1879 übersiedelte er mit der großen Familie nach Karlsruhe in eine Villa an der Kriegsstraße 83. Gustav von Bohlen und Halbach, der jüngste von fünf Söhnen, legte 1888 unter anderem mit Albert Geiger und Gustav Landauer am Bismarck-Gymnasium das Abitur ab. Nach dem anschließenden Jurastudium in Lausanne, Straßburg und Heidelberg (1893 Dr. jur.) und der Referendarzeit im badischen Justizdienst wechselte er 1897 in den Auswärtigen Dienst des Deutschen Reiches. Nach Stationen in Washington und Peking kam er 1904 als Legationsrat zur preußischen Gesandtschaft im Vatikan. Dort lernte er die junge Alleinerbin der Kruppschen Werke kennen. Die Hochzeit in Gegenwart von Kaiser Wilhelm II. in Essen wurde als „Liaison von Staat und Kirche“ wahrgenommen. Von Bohlen und Halbach trat damit an die Spitze des weltgrößten Gussstahlherstellers und der größten deutschen Waffenschmiede. Der Kaiser erteilte dem Paar die Erlaubnis, den Namen Krupp von Bohlen und Halbach zu tragen.

Bis 1943 führte er den Konzern trotz aller Schwierigkeiten erfolgreich durch die politischen Systemwechsel und die Weltkriege und erwarb sich auch den Ruf eines Arbeitgebers mit sozialer Verantwortung. Seine anfängliche Distanz zum Nationalsozialismus gab er 1932/33 auf und erhielt 1940 das Goldene Parteiabzeichen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), womit er automatisch auch deren Mitglied wurde. Im Zweiten Weltkrieg beschäftigte die Rüstungsschmiede zwischen 1940 und 1945 etwa 100.000 Zwangsarbeiter. Einer Anklage im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher entging er durch die Folgen mehrerer Schlaganfälle im Jahr 1943.

Seine Beziehungen zu Baden und Karlsruhe blieben auch nach seiner Hochzeit eng. Das Haus in der Kriegsstraße blieb bis 1937 im Familienbesitz, und Schloss Obergrombach, wo bis 1915 seine Mutter lebte, ist seit 1885 bis heute Sitz der Familie von Bohlen und Halbach. Zu seinen Mitabiturienten pflegte er bei gemeinsamen Abiturfeiern gute Beziehungen. Seiner Schule spendete er zur 350-Jahr-Feier 1936 eine Kolossalbüste Adolf Hitlers mit Marmorpostament für die Aula.

Manfred Koch 2014

Quelle

Historisches Archiv Krupp, Nl Gustav Krupp von Bohlen und Halbach.

Literatur

Wilhelm Berdrow: Die Familie von Bohlen und Halbach, Essen 1921; Renate Köhne-Lindenlaub: Krupp, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 13, Berlin 1982, S. 138–143; Renate Liessem-Breinlinger: Die badische Seite der Stahl-Dynastie Krupp. Die Familie von Bohlen und Halbach und ihr Stammgut in Obergrombach, in: Momente 1/2005, S. 10-15; Manfred Koch: Die badischen Wurzeln der Krupp-Dynastie. Die Familie von Bohlen und Halbach, in: Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge, Nr. 103 vom 27. Juni 2014 https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-103/bohlen-und-halbach (Zugriff am 28. Oktober 2022).