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Lola Ervig


Lola Ervig, 1939, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS IV 68/25.

Lola Ervig

Schauspielerin, Schriftstellerin, * 6. Mai 1905 München, † 30. August 1997 Karlsruhe, ∞ 1941 Alfons Carl Kloeble, 2 Söhne.

Rosa Maria, genannt Lola, Ervig war die Tochter eines Kaufmanns und wuchs in Leipzig auf. Bereits als Kind zeigte sie Interesse am Theater und verfasste erste kleine Bühnenstücke. 1923 wurde Ervig Elevin am Deutschen Theater in Berlin. Ihr erstes Engagement erhielt sie am deutschen Theater in Brünn. Es folgten Stationen an den Bühnen in Würzburg und Stuttgart. 1931 kam sie an das Badische Landestheater Karlsruhe. Dort trat sie mit ihrem späteren Ehemann Alfons Kloeble in verschiedenen Komödien wie beispielsweise "Minna von Barnhelm" von Gotthold Ephraim Lessing auf und avancierte zum Publikumsliebling. Aber auch im ernsten Rollenfach, so als Prinzessin Eboli in Friedrich Schillers "Don Carlos" oder als Blumenverkäuferin Eliza Doolittle in George Bernard Shaws "Pygmalion" überzeugte sie Zuschauer und Kritik gleichermaßen.

Wegen der kriegsbedrohlichen Lage in Karlsruhe wurde Ervig 1944 mit ihren beiden Kindern zunächst nach Eisenach evakuiert und zur Arbeit in der Rüstungsproduktion verpflichtet. Da die Lutherstadt selbst Fliegerangriffen ausgesetzt war, verweigerten die Behörden vor Ort ihr den Aufenthalt. Ervig kam schließlich in Altenbuch (Staré Buky) bei Trautenau (Trutnov) im damaligen Reichsgau Sudetenland unter. Dort hielt sie sich und ihre Kinder als Bürokraft auf einem Gut über Wasser.

Nach Kriegsende kehrte Ervig nach Karlsruhe zurück und erhielt wieder ein Engagement am Badischen Staatstheater. Mit Verweis auf die angespannte Haushaltslage wurde sie jedoch 1951 entlassen. Sie begann daraufhin eine erfolgreiche Tätigkeit als Theaterredakteurin der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) und als Schriftstellerin. In ihrer in den BNN erschienenen mehrteiligen Erzählung "Der Himmel taut nur Angst", mit der sie auch in Lesungen auftrat, schilderte sie ihre mehrwöchige Flucht bei Kriegsende. Ihre Bühnenstücke "Kasperles tolle Streiche", "Der Erbgockler" und das nach Joseph Victor von Scheffels Roman Ekkehard entstandene Drama "Audifax und Hadumoth" schrieb Ervig vornehmlich für das Jugendtheater. Außerdem war sie für den Süddeutschen Rundfunk als Autorin tätig und schrieb 1957 die Komödie "s’Schreiberle". 1965 veröffentlichte Ervig zum 250. Stadtgeburtstag "Die Jugend des Markgrafen Karl Wilhelm", einen heiteren Bilderbogen über den Gründer der Fächerstadt. Mit der Serie "Bevor der Vorhang fiel", die in der Sonntagsbeilage der BNN abgedruckt wurde, schuf Ervig eine anschauliche Dokumentation über den Theaterbetrieb in den Jahren zwischen 1930 und 1945. Nach ihrer Erblindung 1971 und dem Tod ihres Mannes im folgenden Jahr lebte Ervig ab 1978 im Wohnheim der Dominikanerinnen in der Eisenlohrstraße 31.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 235/38424; StadtAK 7/Nl Zollner 583, 8/StS 17/171-1; Josef Werner: Lola Ervig, Schauspielerin und Schriftstellerin, in: Badische Neueste Nachrichten vom 10. November 2015, StadtAK 8/Ze 15.

Werk

Kasperles tolle Streiche, Der Erbgockler, Audifax und Hadumoth, Liebe zu einem alten Holländer, s’Schreiberle, Komödie 1957, Bretten/Karlsruhe 1974.

Literatur

Josef Werner: Schauspielerin und Schriftstellerin. Lola Ervig: Die Doppelbegabung einer einzigartigen Frau, in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge Nr. 104 vom 19. September 2014 https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-104/lola-ervig (Zugriff am 10. März 2023).