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Alfred Theophil Holder


Alfred Holder, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 315.

Alfred Theophil Holder

Bibliothekar, Klassischer Philologe, * 4. April 1840 Wien, † 12. Januar 1916 Karlsruhe, ev., ab 1856 kath., ∞ 1879 Julie Lamey, 1 Sohn.

Alfred Theophil Holder, Sohn des Rastatter Porträtmalers Gottlieb Holder, besuchte die Volksschule und das Lyzeum in Rastatt und studierte 1858-1862 an den Universitäten Bonn und Heidelberg klassische und germanische Philologie. Nach einem ausgedehnten Aufenthalt zu Bibliotheksstudien in Paris und England trat Holder 1863 am Rastatter Lyzeum in den Schuldienst ein. 1866/67 hatte er eine Anstellung als Hauslehrer in Schoonoord (Niederlande) und in Ladenburg. 1867 kam Holder an die badische Hof- und Landesbibliothek in Karlsruhe, für die er bis an sein Lebensende arbeitete. 1870 wurde er Bibliothekar, 1904 Oberbibliothekar und Leiter der Handschriftenabteilung sowie 1911 Bibliotheksdirektor.

Bereits vor seiner Tätigkeit als Bibliothekar brachte Holder zusammen mit dem Philologen Otto Keller 1869 eine Edition von Horaz’ Satiren heraus, wofür er an der Universität Freiburg - ohne eine Dissertation vorgelegt zu haben - promoviert wurde. Das Besondere an Holders weiteren Textausgaben, wozu "Germania" (1878) von Publius Cornelius Tacitus, "De bello Gallico" (1882), "De bello civili" (1898) und "Herodot" (1882) von Gaius Julius Caesar gehören, lag in den von ihm sorgfältig betriebenen Überlieferungsstudien und den dafür teilweise verwendeten neuen Handschriftenfunden.

1882 begründete Holder die Reihe "Germanischer Bücherschatz", in der er die "Vita Karoli imperatoris" (1882) von Einhard, dem Biographen Karls des Großen, "De origine actibusque Getarum" (1882) des gotischen Geschichtsschreibers Jordanes sowie die "Historia ecclesiastica gentis Anglorum" des Beda Venerabilis (1895-1899) herausgab. Von seinen philologischen Arbeiten gilt der "Alt-celtische Sprachschatz", ein grundlegendes historisches Wörterbuch des Keltischen, das Holder nach den Inschriften und der antiken Überlieferung verfasste, als seine bedeutendste. In seinen späteren Jahren widmete sich Holder vor allem der Erforschung der in der Hofbibliothek aufbewahrten alten Handschriften des Bodenseeklosters Reichenau. 1902 wurde Holder zum Hofrat, 1906 zum Geheimen Hofrat ernannt.

René Gilbert 2016

Quellen

Chronik der Haupt und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1916, 32. Jg., Karlsruhe 1918, S. 317 f., Band zum Download (PDF) (Zugriff am 7. September 2022); GLA 466-22/11863; StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Holder, Alfred.

Werk

Q. Horati Flacci opera, Leipzig 1869; Waltharius, Stuttgart 1874; Lex Salica, Leipzig 1880; Pomponi Porfyrionis Commentvm in Horativm Flaccvm, 1894 (alle als Hrsg.); Alt-celtischer Sprachschatz 3 Bde., Leipzig 1896-1913; Die Reichenauer Handschriften 3 Bde., Karlsruhe 1906-1918.

Literatur

Daniel Martin Feuling: Alfred Holder 1840-1916, in: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland 157 (1916), S. 469-479; Karl Preisendanz: Die Handschriften der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe VII., Die Karlsruher Handschriften 2. Bd., Karlsruhe 1926, (Neudruck) Wiesbaden 1972, S. V-XLVIII; Hans Lülfing: Holder, Alfred, in: Neue Deutsche Biographie (NDB) Bd. 9, Berlin 1972, S. 525 f.