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Notgeld


Karlsruher Notgeld, Stadtarchiv Karlsruhe.

Notgeld

Noch während des Ersten Weltkrieges hatte die Stadt Karlsruhe erstmals am 16. Oktober 1918 eigene 5-Mark und 20-Mark-Notgeldscheine im Wert von insgesamt zehn Millionen Mark herausgegeben, um dem "Mangel an Zahlungsmitteln" abzuhelfen. Auf Bitten der Nachbarstädte Durlach und Ettlingen bekamen auch diese ein Kontingent der beiden Notgeldscheine, wofür Geldscheine im Wert von weiteren zehn Millionen Mark gedruckt wurden. Am 4. April 1920 folgten 500.000 50-Pfennig-Scheine. Diese dienten vor allem der Behebung des Mangels an Geldmünzen.

Nach einer längeren Pause wurden dann im September 1922 die städtischen Notenpressen mit weitaus höheren Beträgen wieder in Gang gesetzt. Die durch den Ersten Weltkrieg verursachte kontinuierliche Geldentwertung zwang zu dieser Maßnahme. 1923 ließ dann die Finanzierung des Ruhrkampfes die Mark ins Bodenlose sinken. Der Wettlauf mit der Inflation begann, mit Beginn der Hyperinflation nach der Besetzung des Ruhrgebiets durch französische Truppen im Januar 1923 arbeiteten die Banknotenpressen Tag und Nacht und druckten Geldscheine mit immer astronomischeren Beträgen. Alle ausgegebenen städtischen Notgeldscheine aus den Jahren 1918-1923 umfassen einen Gesamtwert von mehr als 49 Billiarden Mark, davon wurden allein rund 47 Billiarden in den Monaten Oktober und November 1923 ausgegeben, zuletzt waren es 100-Milliarden-Scheine. Karlsruhe blieb mit 0,357 Billionen Papiermark pro Kopf deutlich unter dem Durchschnitt der Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, der bei 2,64 Billionen pro Kopf lag.

Die graphische Gestaltung des Notgelds der Stadt Karlsruhe hatten die Künstler Alfred Kusche und Wilhelm Schnarrenberger übernommen. Abbildungen von Ständehaus und Stephanskirche, Ettlinger Tor und Durlacher Tor, Rathaus und Pyramide sowie die bekannte Darstellung "Goldwäscher am Rhein bei Karlsruhe um 1800" zierten die sehr ansehnlichen, aber dennoch schon bald wieder wertlosen Geldscheine. Der Wettlauf mit der Inflation endete mit der Einführung der Rentenmark am 15. November 1923. Heute verwahrt das Stadtarchiv Karlsruhe Exemplare aller ausgegebenen städtischen Notgeldscheine aus den Jahren 1918-1923. Neben der Stadt ließen unter anderen auch die Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe, die Nähmaschinenfabrik Karlsruhe, vormals Haid & Neu und die Firma Wolff & Sohn eigene Notgeldscheine drucken.

Ernst Otto Bräunche 2015

Quelle

Chronik der Landeshauptstadt Karlsruhe für die Jahre 1920 bis 1923, Jge. 36-39, Karlsruhe 1930, S. 294, Band zum Download (PDF) (Zugriff am 27. Juli 2022).

Literatur

Ernst Otto Bräunche: Residenzstadt, Landeshauptstadt, Gauhauptstadt. Zwischen Demokratie und Diktatur 1914-1945, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 358-502, S. 399-400, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 27. Juli 2022).