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Altstadtsanierung


Das Sanierungsgebiet zwischen Kaiserstraße und Rüppurrer Straße, März 1968, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A14a/113/2/9.
Abbruch des Gebäudekomplexes Kronenstraße 40 (Fahrradhaus Dürringer) Ecke Markgrafenstraße, 13. Januar 1973, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A25/7/4/26.
Bau einer neuen Wasserleitung in der Markgrafenstraße, 9. Juli 1974, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A28/7/6/27.

Altstadtsanierung

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Sanierung des als Altstadt bezeichneten 1812 nach Karlsruhe eingemeindeten Klein-Karlsruhe, auch Dörfle genannt, ein Thema der Stadtplanung. Der Entwurf des Generalbebauungsplans 1926 enthielt den noch zurückhaltenden Vorschlag für zwei kleine Straßendurchbrüche und den Abbruch eines Baublocks für die Anlage einer Grünfläche. Das 1930 veröffentlichte Konzept für das damals 3.000 Einwohner beherbergende Quartier zwischen Kriegs-, Kapellen-, Zähringer- und Adlerstraße war schon weitergehend, konnte aber wegen der allgemeinen schlechten wirtschaftlichen Lage nicht in Angriff genommen werden. 450 Haushalte hätten dafür umgesetzt und 300 neue Wohnungen im Gebiet selbst neu erstellt werden müssen.

Ab 1955 sahen die Planer in dem Straßendurchbruch im Zuge der heutigen Fritz-Erler-Straße den Aufhänger für eine Sanierung. 1959 legte der Gemeinderat einen Teil des später größeren Sanierungsgebietes förmlich fest und leitete damit eines der größten und schwierigsten Stadtentwicklungsprojekte für Karlsruhe ein. Es bestand in den 1960er-Jahren die Gefahr, dass die Altstadt, mit damals über 6.500 Einwohnern, ein Opfer der Vorstellung von Planern und Politikern geworden wäre, "Urbanität" sei mit dichter Bebauung bzw. Hochhäusern zu erreichen.

Provoziert durch einen dementsprechenden Entwurf des Architekturbüros Krämer, Pfennig und Sieverts erfolgte 1968 die Forderung der lokalen Architektenschaft nach einem Wettbewerb. Der international ausgeschriebene Altstadtwettbewerb von 1970 mit 216 Teilnehmern brachte ein Ergebnis, das die damalige Situation im Städtebau mit den unterschiedlichsten Auffassungen widerspiegelte. Grundlage für die weitere Planung und Bebauung wurde nach einer Überarbeitungsphase der vom Münchner Büro Hilmer und Sattler 1972 vorgelegte Entwurf mit der Grundstruktur der Blockrandbebauung. Die Zahl der Einwohner lag in dieser Zeit bei rund 3.000. Mit den vorangegangenen Abbruchmaßnahmen war ein Ersatzwohnungsbauprogramm für rund 3.500 Menschen und den damit verbundenen Problemen von Umsetzungen verbunden. In Oberreut, Rintheim, Durlach und Grünwinkel entstanden dafür zwischen 1961 und 1972 über 1.000 Wohnungen im sozialen Wohnungsbau.

Das 18 Hektar große Sanierungsgebiet beherbergt heute beinahe wieder soviel Bewohner wie bei Sanierungsbeginn, aber mit einer anderen Sozialstruktur. Über zwei Drittel der Fläche sind nach dem Abbruch der alten Häuser in den sechziger Jahren als erste große Flächensanierung in der Bundesrepublik neu bebaut. Auf dem restlichen Gelände im Osten steht noch zum großen Teil die alte modernisierte Bausubstanz (Objektsanierung). Durch ein inzwischen verändertes Planungsverständnis würde heute der Objektsanierung mehr Raum gegeben werden. Die damaligen allgemeinen Sanierungsziele Aufwertung des Quartiers zum Citybereich und Schaffung eines innerstädtischen Wohnquartiers wurden trotz vieler organisatorischer, finanzieller und planerischer Schwierigkeiten erfüllt. Aufgrund der inzwischen stattgefundenen Entwicklung der Innenstadt kann ein erneutes Stadterneuerungsprogramm notwendig werden. Deshalb beschloss der Gemeinderat kürzlich die Einleitung von "vorbereitenden Untersuchungen" für ein 35 Hektar großes Gebiet zwischen Marktplatz und Durlacher Tor.

Harald Ringler 2015

Literatur

Stadt Karlsruhe (Hrsg.): Altstadtsanierung "Dörfle" Karlsruhe. 1954 – 1994, Karlsruhe 1995; Peter Pretsch (Hrsg.): Das Dörfle - Altstadt Karlsruhe. Streifzüge durch die Ortsgeschichte, Karlsruhe 2013.