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Fayencemanufaktur


Birnkrug aus der Produktion der Durlacher Fayencemanufaktur, 1848/49, Pfinzgaumuseum Durlach U III/1.

Fayencemanufaktur

Die Fayencemanufaktur wurde 1723 von Johann Heinrich Wachenfeld in Durlach mit Privileg von Markgraf Karl Wilhelm gegründet. Das Fabrikhaus der Manufaktur befand sich auf dem Gelände zwischen Pfinz-, Hub- und Kleinbachstraße. Nach dem Tod Wachenfelds 1726 führte seine Frau Anna Maria Wachenfeld den Betrieb weiter und heiratete 1728 den Porzellanmaler Johann Ludwig Wagner. 1739 verkaufte Wagner die verschuldete Fabrik an Josef Vincent, der 1744 ebenfalls in Geldschwierigkeiten geriet und verschwand. Einige Jahre später erwarb Johann Adam Benckiser die Fabrik und nahm die Produktion wieder auf. Sie erlebte nun ihre Blütezeit, viele namhafte Porzellanmaler waren in Durlach beschäftigt. Ab 1788 startete die Massenproduktion, ab 1813 produzierte die Fayencemanufaktur auch Steingut. Ab 1818 wurden die Produkte noch mit "Durlach" gestempelt, die glanzvolle Zeit war allerdings vorbei. 1831 gab es einen erneuten Besitzerwechsel, kurz darauf schloss die Fabrik. Die meisten Gebäude der Manufaktur wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts abgerissen.

Bei der künstlerisch hochwertigen keramischen Technik der Fayence wurde der Ton auf einer Töpferscheibe gedreht oder in Formen gepresst, danach das Gefäß an der Luft lederhart getrocknet und schließlich Henkel und Tülle mit Tonschlemme befestigt. Nach einem Schrühbrand (Rohbrand) von 800 Grad wurde die Glasur aufgebracht und auf diese, sobald sie trocken war, das Motiv, da die pudrige Glasur die feuchten Farben aufsaugte. Der abschließende Glattbrand wurde bei 1.000 Grad durchgeführt. Die Materialien für die Durlacher Fayence stammten aus der direkten Umgebung, der Ton aus Baden-Oos und Kuppenheim, der Sand aus Malsch. Es gab ein breites Spektrum von Produkten wie Krüge, Terrinen, Vasen und Spielzeug, wobei die Birnkrüge das Wahrzeichen der Manufaktur wurden. Der Hof war der größte Abnehmer der Produkte, viele wurden aber auch in die Schweiz und nach Holland exportiert.

Das von der Fayence erhaltene Gebäude Pfinzstraße 66 steht unter Denkmalschutz und wurde 1993 aufwendig zum Wohnhaus umgebaut. Das Pfinzgaumuseum zeigt viele Produkte der Fayence in der Dauerausstellung. Seit 1978 erinnert die Straße An der Fayence in Durlach an die Manufaktur.

Anke Mührenberg 2012

Literatur

Badisches Landesmuseum (Hrsg.): Durlacher Fayencen 1723 - 1847. Ausstellung vom 20.06. bis 28.09.1975, Karlsruhe 1975.