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Gaststätte Zum weißen Berg


Restauration Zum weißen Berg mit Bierausschank der Brauerei K. Schrempp, Erbprinzenstraße 34, um 1910, Foto aus: Karlsruhe um 1910, fotografiert von Wilhelm Kratt, Karlsruhe 1979.

Gaststätte Zum weißen Berg

Das von Christoph Arnold im Auftrag seiner Mutter entworfene und von 1811-1813 errichtete Wohnhaus an der Ecke Wald- und Erbprinzenstraße wurde unmittelbar nach Fertigstellung an Staatsrat Carl August Ferdinand Freiherr von Wechmar verkauft. 1815 verkaufte von Wechmar das nach dem großen Modell entworfene zweistöckige, an der Ecke mit einem Belvedere versehene Gebäude an Bierbrauer Andreas Schnabel, der das Anwesen um die rückseitige Hofbebauung mit Pferdestall, Brauhaus, Remise, Waschküche, Holzplatz und Anbau erweiterte. Im Seitenbau an der Waldstraße befand sich der zur Brauerei gehörende Bierausschank.

Von 1833-1843 führte Schnabels Sohn Jakob Brauerei mit Ausschank (Waldstraße 38) weiter und von 1843-1865 Bierbrauer Karl Reble, der den Betrieb bis 1850 zu einer der größten und reichsten Brauereien in Karlsruhe machte. Reble besaß vor dem Mühlburger Tor einen Bierkeller. Er nahm einige Bauveränderungen vor (unter anderem Toreinfahrt an der Erbprinzenstraße, Unterwölbung des großen Wirtssaals und des zum Innenhof angeordneten Sommerlokals). Die Witwe Reble verkaufte nach 1865 den Betrieb an Bierbrauer Anton Kilber, der 1873 oder 1874 Konkurs anmeldete. Unter Albert Benz, der 1874 Brauerei und Lokal übernahm, wurden am Arnoldschen Bau weitere bauliche Veränderungen nach Plänen von Hermann Walder (1875, 1882) und Ludwig Lautenschläger (1886) vorgenommen. 1882 ist der bis dahin als Brauerei verzeichnete Betrieb erstmals als Restaurations-Betrieb und unter dem Namen Zum weißen Berg dokumentiert.

Auf dem Grundstück vor dem Mühlburger Tor ("Bürgerfeld" bzw. Kaiserallee 25) ließ Benz 1875 ein neues Kühlhaus errichten und ab 1888 eine neue Brauereianlage mit Malzfabrik. Bereits 1887 hatte er das gesamte Anwesen in der Waldstraße 40 (heute Erbprinzenstraße 34) an Bierbrauer Karl Schrempp verkauft, der den Gaststättenbetrieb Zum weißen Berg nach Plänen von Hermann Walder bis einschließlich des geräumigen Eckzimmers erweiterte und zum Hauptausschank seiner Brauerei machte. Nach der Fusion mit der Brauerei A. Printz zur Karlsruher Brauereigesellschaft vormals K. Schrempp und A. Printz 1920 erfolgte 1922 eine Vergrößerung der Wirtschaftsküche. Die Gaststätte mit dem Hauptausschank der Brauereigesellschaft in derblieb trotz wachsender Konkurrenz aufgrund der zentralen innerstädtischen Lage ein beliebter gesellschaftlicher Treffpunkt.

Prominent wurde sie vor allem nach Kriegsende 1945, als verschiedene Vereine und Gruppierungen ihre Gründungsversammlung in der Gaststätte abhielten: Am 21. September 1945 erfolgte hier die Neugründung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) unter dem Vorsitz von Friedrich Töpper, Anfang Dezember 1945 die Neubildung des Karlsruher Turnvereins unter dem Vorsitz von Franz Müller sowie am 7. Dezember 1945 die Neukonstituierung der jüdischen Kultusgemeinde. 1961 wurde in den Gasträumen die Karlsruher Ortsgruppe der Deutschen Kakteen-Gesellschaft e. V. unter der Leitung von Heinrich Kunzmann gegründet.

Nachdem die Brauereigesellschaft unter Vorsitz von Walter Schrempp in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre zunächst an einen umfassenden Umbau des Hauptausschanks gedacht hatte, beschloss sie 1958 den Abriss des klassizistischen Eckhauses zugunsten eines modernen Neubaus. Der nach Plänen des Architekten Heinz J. Hansen erstellte und zum Spätsommer 1959 in Anwesenheit von Oberbürgermeister Günther Klotz eröffnete Neubau nahm im Erdgeschoss die von Irmgard Schrempp künstlerisch ausgestalteten Gaststättenräume einschließlich einer Hopfenstube für den eiligen Gast und im darüber liegenden Geschoss Räume des Modehauses Kleiber auf. 1985/86 wurde der Gaststättenbetrieb Zum weißen Berg eingestellt. Heute befindet sich in den Erdgeschossräumen das Restaurant Pizza Hut.

Katja Förster 2014

Quellen

StadtAK 1/BOA 436; Karlsruher Monatsspiegel, Folge 19, August-September 1959; Karlsruher Adressbücher 1818 ff., bes. 1883 http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/bestaende/adressbuecher.de (Zugriff am 21. Dezember 2020).

Literatur

Hea-Jee Im: Karlsruher Bürgerhäuser zur Zeit Friedrich Weinbrenners, Mainz 2004, S. 278, Nr. 795 (= Friedrich Weinbrenner und die Weinbrenner-Schule Bd. 4); Martin Frey: Wirtschaftshemmnisse und Reformblockaden im 19. Jahrhundert am Beispiel des badischen Brauereiunternehmers Peter Müller, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 152. Bd. (113. Bd. N. F.), Stuttgart 2004, S. 339-370, bes. 344-346 und S. 364-366.