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Orgelfabrik Voit


Orgelfabrik Voit von der Amthausstraße aus, um 1900, Pfinzgaumuseum U I 300.

Orgelfabrik Voit

1764 gründete Johann Heinrich Stein aus Heidelsheim in Durlach eine Orgelfabrik, die nach seinem Tod 1767 von seinem Vetter Georg Markus Stein weitergeführt wurde. Nach dessen Tod heiratete seine Tochter Katharina Frederike 1794 den Orgelbauer Johann Volkmar Voit aus Schweinfurt, der den Betrieb übernahm. Unter seinem Sohn Heinrich Voit (1834-1914) entwickelte er sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer international bekannten Orgelbaufirma mit durchschnittlich 16 Arbeitern. Auch in Durlach selbst waren die Orgeln begehrt: 1864 baute Heinrichs Sohn Louis Voit sogar auf eigene Rechnung eine neue Orgel für die katholische Gemeinde in der ehemaligen Schlosskapelle der Karlsburg. Um 1925 schloss die Orgelfabrik, die Werkstätten gingen zunächst an den ehemaligen Voitschen Intonateur Hess über, der später zusammen mit seinem Kompagnon Binder nach Durlach-Aue zog. Von den sechs Orgeln, die Voit in Karlsruhe installiert hat (Grabkapelle, St. Cyriakus, Lutherkirche, St. Bonifatius, Stadtkirche Durlach, St. Peter und Paul in Durlach, Konzerthaus) sind nur eine vollständig (Grabkapelle) und zwei in Resten (St.Bonifatius, Stadtkirche Durlach) erhalten.

Das Grundstück der ehemaligen Orgelfabrik Voit ging 1932 zunächst in den Besitz der Volksbank und Bezirkssparkasse über. Von 1936 bis 1971 gehörte das Areal dem Maschinen- und Apparatebauunternehmen Karl Herlan, das seinen Betrieb 1923 in der Karlsruher Waldstraße gegründet hatte. Bis 1964 blieben Firma und Grundstück in den Händen der Familie, dann übernahm Wolfgang Hauser die Firma als neuer Besitzer. Unter dem Namen Hauser KG bezog die Firma 1971 aufgrund beengter Platzverhältnisse und der schlechten Verkehrslage in Durlach ein Fabrikgelände in Karlsbad-Ittersbach. Die Fabrikgebäude der ehemaligen Orgelfabrik standen bis Anfang der 1980er-Jahre teilweise leer oder dienten als Künstlerateliers. Kurz vor dem endgültigen Abriss wurden sie 1983 durch eine Käufergemeinschaft gerettet. Zwei Jahre später entstand der Verein "Kulturzentrum Orgelfabrik", 1987 beschloss der Gemeinderat den Kauf des Gebäudes, um dort das Kulturzentrum Orgelfabrik einzurichten. Heute prägt die Orgelfabrik als Kulturzentrum Durlach, das Gebäude ist ein Zeugnis der Durlacher Industriegeschichte. Die Gebäude in der Amthausstraße 17 und 19 sind als Kulturdenkmal eingestuft.

Anke Mührenberg 2012

Quelle

Datenbank der Kulturdenkmale https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=01276 (Zugriff am 4. September 2017).

Literatur

Rainer Beck u. a.: Industriearchitektur in Karlsruhe. Beiträge zur Industrie- und Baugeschichte der ehemaligen badischen Haupt- und Residenzstadt bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, Karlsruhe 1987, 2. überarb. Aufl. 1993, S. 25-32 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 6); Günther Malisius: Kulturproduktion statt Orgelbau. 20 Jahre Die Orgelfabrik - Kultur in Durlach e.V. Karlsruhe 2013.