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Almosenpfleger


Almosenpfleger

Die Anfänge der Stadtverwaltung Karlsruhe im 18. Jahrhundert waren durchaus bescheiden. Der bereits im März des Jahres 1718 von 55 Bürgern gewählte und von Markgraf Karl Wilhelm bestätigte Bürgermeister Johann Sembach sowie sechs im September gewählte Stadträte tagten erstmals am 24. November des Jahres und übernahmen Verwaltungsaufgaben wie die Führung der Stadtrechnung und die Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit bis zu einer Strafe von zehn Gulden. Damit verbunden war die Besetzung verschiedener Ämter durch Ratsmitglieder.

Zu diesen Ämtern gehörte das Amt der Almosenpfleger, die zusammen mit den Waisenrichtern für die städtische Sozialfürsorge zuständig waren. Viermal im Jahr gingen die beiden Almosenpfleger von Haus zu Haus und baten um eine Spende für die Armenkasse. Die Almosenpfleger wählte der Stadtrat aus seiner Mitte, wodurch die Stadträte die wichtigsten Akteure der Armenfürsorge wurden. Dies blieben sie bis zur Einrichtung der Polizeideputation 1787. Der Arbeitsaufwand war gewachsen und die Tätigkeit des Almosenpflegers hatte sich zunehmend zu dem eines Verwaltungsbeamten entwickelt. Die Polizeideputation versuchte deshalb sofort, den bisher zuständigen Ratsherrn durch einen Subalternen zu ersetzen. Während der erste Versuch 1791, das Amt mit Nichtmitgliedern des Stadtrats zu besetzen, noch an dessen Widerstand gescheitert war, zog die Polizeideputation bald alle wesentlichen finanziellen Mittel und Kompetenzen in der Armenfürsorge an sich und das Amt des städtischen Almosenpflegers wurde noch im 18. Jahrhundert abgeschafft.

Ernst Otto Bräunche 2018

Quellen

StadtAK 8/StS 18/A, 4, Stadtprivileg 1722; 8/StS 6/V:A, 24, Hochfürstliches Mandat die Errichtung der Polizeideputation in der Residenz Karlsruhe betreffend, Karlsruhe 1787.

Literatur

Ernst Otto Bräunche: Die Karlsruher Ratsprotokolle des 18. Jahrhunderts, Karlsruhe 1995, S. 1-22 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 2); Christina Müller: Karlsruhe im 18. Jahrhundert. Zur Genese und sozialen Schichtung einer residenzstädtischen Bevölkerung, 2. Aufl., Karlsruhe 2018, S. 330-332 und S. 364-433 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 1).