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Kunsthandlung und Verlag J. Velten


Kunsthandlung und Verlag J. Velten

1820 gründete der 1784 in Wetzlar geborene und zuletzt in Basel tätige Kunsthändler Johann Velten in Karlsruhe eine Kunsthandlung mit Verlag und Sortiment in seinem Haus Lange Straße 233. Gegen Jahresende 1826 erhielt Velten die Konzession für den freien Betrieb der Lithografie und für die Errichtung einer Buchdruckerei für den eigenen Verlag. Ab Januar 1830 durfte er auch fremde Verlagsbücher drucken. 1832 eröffnete Velten, dessen Schwerpunkt auf der Herausgabe von Musikpartituren und Kunstbüchern lag, im Haus des Kaufmanns Carl Josef Mallebrein, Lange Straße 141, ein zweites Ladengeschäft, das er 1838/39 wieder aufgab. Zuvor hatte er in St. Petersburg 1837 eine Zweigniederlassung seines Geschäfts gegründet.

1840 verkaufte Velten sowohl das Haus in der Langen Straße als auch Teile seines Unternehmens (Pressen, Steine, Musikalien, Kunstgegenstände etc.) an Carl Egon Fürst zu Fürstenberg, da er zu seinem Schwiegersohn, dem Kunsthändler Johann Jacob Veith in Paris (Druckerei Veith et Hauser) ziehen wollte. Velten blieb dann allerdings doch in Karlsruhe und eröffnete um 1844 eine Kunsthandlung in der Herrenstraße 23. Um 1853 nahm er seinen Sohn Sigmund als Teilhaber in die Kunsthandlung auf. Nachdem die beiden 1854 zu Hofbuchhändlern ernannt worden waren, firmierte das Unternehmen als Hofkunsthandlung Johann Velten.

Nach dem Tod von Johann Velten im März 1864 führte Sigmund die Hofkunsthandlung und den Verlag in der Herrenstraße zunächst unter dem eigenen Namen fort, bevor er dann ab Beginn der 1870er-Jahre mit J. Velten Hofkunsthandlung firmierte. 1871 verlegte er die Firma in die Erbprinzenstraße 1 am Rondellplatz. Um 1880 gab er Johann Wilhelm Schirmers Biblisch-historischen Landschaften-Cyclus heraus. 1892 verkaufte Sigmund Velten das Unternehmen an Carl Kellner, der es unter dem renommierten Namen weiterführte.

Nach Sigmunds Tod im Februar 1896 verlegte Kellner noch im selben Jahr die Firma in die Kaiserstraße 199a sowie 1900 in die Kaiserstraße 168. Unmittelbar nach der Geschäftsübernahme erweiterte Kellner das bisherige Sortiment an Kupferstichen, Radierungen, Fotogravuren, Fotografien, Prachtbänden, Mal- und Zeichenvorlagen und kunstgewerblichen Arbeiten um Ansichtskarten und Künstler-Postkarten, dem neuen Massenmedium der Zeit. Kellner beauftragte Professoren und ehemalige Schüler der Badischen Kunstgewerbeschule mit der Anfertigung von aquarellierten Vorlagen zu beliebten Motiven in Karlsruhe und Baden, die er dann serienmäßig im aufwendigen 13-Farben-Druck herausgab. 1906 verkaufte er die Hofkunsthandlung, vormals J. Velten an Gerhard Oncken, während der J. Velten Kunstverlag in seinem Besitz blieb. Domizil von Hofkunsthandlung und Kunstverlag blieb zunächst die Kaiserstraße 168.

1908 verlegte Carl Kellner den Verlag in die Blumenstraße 2, 1912 in die Kriegsstraße 166 und 1914 in die Kriegsstraße 256, wo der auf Ansichtskarten spezialisierte Verlag bis zu seiner Schließung 1961 blieb. 1934 trat Sohn Rolf in den Betrieb ein, der vor allem auch als Fotograf für den Verlag tätig wurde. Nach dem Tod Carl Kellners 1946 ging das Unternehmen zunächst auf dessen Frau Martha und dann um 1947/48 auf Sohn Rolf Kellner über, der als Verleger neben J. Velten Verlag auch mit Verlag Rolf Kellner und Edizione Erka zeichnete.

Katja Förster 2014

Quellen

Adressbücher Karlsruhe 1823-1961 https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/bestaende/adressbuecher.de (Zugriff am 23. Dezember 2020); Landesarchiv Baden-Württemberg, Bestand J-S Velten, https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/einfueh.php?bestand=14262#_1 (Zugriff am 4. November 2014); Badische Orte in Künstler-Postkarten um 1900 aus dem Bestand J-S Velten im Generallandesarchiv Karlsruhe. Eine Internetausstellung (Link im September 2022 nicht mehr aktuell).

Literatur

Chronik der Karlsruher Verlage 1719-1918, zusammengestellt durch Ernst Otto Bräunche auf der Grundlage der Texte von Rainer Fürst und Christina Wagner, in: Zwischen Autor und Leser. Karlsruher Verlage von der Stadtgründung bis heute, hrsg. vom Stadtmuseum Karlsruhe, Karlsruhe 1999, S. 49-63, bes. S. 52-55.