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Goethe-Gymnasium


Goetheschule kurz nach der Erbauung 1908, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 41/8a.

Goethe-Gymnasium

Von der 1863 in Karlsruhe gegründeten Höheren Bürgerschule, die Latein als Wahlfach anbot und sich verstärkt den Naturwissenschaften und dem "modernen" Englisch widmete, wurde ab 1868 der Lateinzug eigenständig als Realgymnasium weitergeführt, ab 1876 in einem eigenen Schulhaus in der Englerstraße 12. Als 1879 das Reifezeugnis eines neunklassigen Realgymnasiums mit dem des Gymnasiums gleichgesetzt wurde, führte das Nebeneinander von Gymnasium und Realgymnasium zur Einführung der so genannten Einheitsschule, die beide Schultypen miteinander verband. Das fünfjährige Untergymnasium mit Französisch als erster Fremdsprache absolvierten alle Schüler, bevor sie sich ab der Untersekunda für den gymnasialen altsprachlichen Zweig oder den realgymnasialen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zug mit Englisch als zweiter Fremdsprache entschieden.

In Karlsruhe wurde 1895 die Gründung eines solchen Reformgymnasiums genehmigt und das bisherige Realgymnasium in der Englerstraße ab dem Schuljahr 1896/97 als Einheitsschule, also als Realgymnasium mit Gymnasialabteilung geführt. Peter Treutlein, ab 1894 Direktor der Schule, stellte wegen des hohen Zustroms an Schülern bereits 1899 den Antrag, die Schule zu teilen, was allerdings erst 1908, mit der Fertigstellung eines Schulhausneubaus am Schmiederplatz nach Plänen von Friedrich Beichel erfolgen konnte. Die Humboldtschule (Realgymnasium) verblieb am alten Standort, die Goetheschule (Realgymnasium mit Gymnasialabteilung) dagegen bezog den Neubau in der Gartenstraße 5a (heute Renckstraße 2).

Der im Stil der Spätgotik und der deutschen Renaissance erbaute Neubau bestand aus Schulgebäude, Turnhalle und Dienstwohngebäude. 420 Schüler, darunter 15 Mädchen, verzeichnete das Schuljahr 1908/09. Unter dem Neuphilologen Karl Ott, der die Schule von 1919-1933 leitete und für alle Schüler eine geisteswissenschaftliche und mathematisch-naturwissenschaftliche Ausbildung forderte, wurde der gymnasiale Zweig abgeschafft und die Goetheschule ab 1924/25 als reines Realgymnasium mit Latein als erster, Französisch als zweiter und Englisch als dritter Fremdsprache (Griechisch fakultativ) geführt. Während des Zweiten Weltkriegs leitete Guido Oeß, seit 1914 Lehrer an der Goetheschule, seit 1929 Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), den Schulbetrieb. Nach ersten Schäden bei einem Bombenangriff 1942 wurden die oberen Stockwerke des Schulgebäudes sowie die Turnhalle beim Luftangriff am 27. September 1944 vollständig zerstört.

Im Gebäude der Helmholtzschule, Kaiserallee 6, nahmen die Unter- und Oberprimen von Bismarck-Gymnasium, Kant-, Helmholtz- und Goetheschule Ende 1945 als Combined High School of Karlsruhe den Unterricht wieder auf. Bis Mai 1946 kamen auch die anderen Jahrgangsstufen der Goetheschule, Realgymnasium für Knaben, dazu. Anfang Mai 1950 fand die Wiedereröffnung des wiederaufgebauten Schulhauses statt. An die Zeit vor 1924 anknüpfend, wurden wieder zwei Züge eingerichtet: Ein neusprachlicher mit Latein als erster, Englisch als zweiter und Französisch als dritter Fremdsprache sowie ein mathematisch-naturwissenschaftlicher, der neben den beiden modernen Fremdsprachen vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer und die Mathematik berücksichtigte.

Aufgrund der großen Schülerzahl wurde 1951 in der Volksschule Rüppurr für Schüler der südlichen Stadtteile (Rüppurr, Dammerstock) eine Außenstelle des Goethe-Gymnasiums eingerichtet, aus der 1955 das Max-Planck-Gymnasium hervorging. Mitte der 1960er-Jahre zählte die Schule über 1.000 Schüler. Aus Platzmangel wurden zusätzlich in der Gartenschule zwei Klassenzimmer genutzt und 1968 wurde im eigenen Schulhof ein Pavillon für vier Klassen errichtet. Zum Schuljahr 1972/73 wurde die Koedukation eingeführt sowie Französisch als erste Fremdsprache beim mathematisch-naturwissenschaftlichen Zug. Um den sinkenden Schülerzahlen in den 1990er-Jahren entgegenzuwirken, wurde 1998/99 der mathematisch-naturwissenschaftliche Zweig durch das naturwissenschaftliche Profil mit dem neuen Fach Naturphänomene abgelöst. Gleichzeitig wurde auch ein neues sprachliches Profil mit Englisch als erster, Latein als zweiter und Französisch oder Italienisch als dritter Fremdsprache eingeführt. Auf Französisch als erste Fremdsprache musste zwar zugunsten des Fichte-Gymnasiums verzichtet werden, dafür richtete das Goethe-Gymnasium aber einen Zug mit bilingualem deutsch-englischen Unterricht und der Sprachenfolge Englisch-Französisch ein. Durch die bilinguale Profilierung hat sich das Einzugsgebiet der Schule erheblich erweitert.

Katja Förster 2015

Literatur

100 Jahre Goethe-Gymnasium [Goetheschule – Goethegymnasium 1908-2008], hrsg. vom Goethe-Gymnasium Karlsruhe. Partnerschule für Europa mit englischer Abteilung, Eggenstein 2008; Goetheschule – Goethegymnasium 75 Jahre, hrsg. vom Goethe-Gymnasium Karlsruhe mit Unterstützung der Vereinigung ehemaliger Schüler und Freunde der Goetheschule e. V., Karlsruhe 1983; 50 Jahre Goetheschule Karlsruhe [1908-1958], hrsg. von der Goetheschule Karlsruhe mit Unterstützung der Vereinigung ehemaliger Schüler Goetheschule e. V., Karlsruhe 1958; Goethe-Gymnasium Karlsruhe, http://www.goethe-gymnasium-karlsruhe.de (Zugriff am 25. Juni 2015).