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Vierordtbad


Vierordtbad, Nordwestansicht, vor 1896, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 1283.

Vierordtbad

Das städtische Vierordtbad verdankt seine Entstehung einer großzügigen Stiftung des 1867 verstorbenen Bankiers Heinrich Vierordt. Zunächst wegen des Anschlusses an das Hofwasserwerk am Ahaweg im östlichen Bereich des Langensteinschen Gartens geplant, wurde 1869 der nördliche Teil des Sallenwäldchens als zukünftiger Standort der öffentlichen Badeanstalt festgelegt, wo es von dem im Bau befindlichen ersten städtischen Wasserwerk im Rüppurrer Wald versorgt werden konnte.

Josef Durm, zu dieser Zeit noch frei schaffender Architekt, wurde mit der Planung des Bades betraut, dessen Bau im Frühjahr 1871 begonnen und am 3. April 1873 in Anwesenheit von Großherzog Friedrich I. und seiner Gemahlin Luise feierlich eröffnet wurde. Die Anlage setzte sich ursprünglich aus einer mittleren Hauptachse mit Portikus (Haupteingang), Kuppelbau (Wartesaal, Kasse, Buffet), Längsbau mit apsidialem Abschluss (Vorzimmer, Abtrockensaal, Ruhekabinetts, Duschensaal, Dampfbäder, Römisch-Irisches Bad) und zwei im rechten Winkel anschließenden T-förmigen Seitenflügeln zusammen, welche die zahlreichen Wannenbäder aufnahmen. Die zweigeschossigen Pavillons am nördlichen Ende der Seitenflügel bargen im Erdgeschoss eine weitere Badezelle mit zwei Wannen, ein Salonbad und einen Requisitenraum sowie im Obergeschoss die Wohnungen für den Bademeister und den Verwalter.

Der Außenbau zeigt eine streng gegliederte Architektur im Stil der italienischen Renaissance, erinnert aber zugleich durch die Verwendung des Rundbogens, durch die Kuppel mit hohem Tambour sowie die farbige Auflockerung des Mauerwerks durch den bandartigen Wechsel von gelben und rötlichen Quadersteinen an die Architekturvorstellungen von Heinrich Hübsch. Die öffentlichen Räume des Bades wiesen eine opulente bauplastische und künstlerische Ausstattung auf, an der unter anderen die Kunstmaler Rudolf Gleichauf und Wilhelm Klose mitgewirkt hatten.

Unter dem Leiter des Städtischen Hochbauamts Wilhelm Strieder erfolgte zwischen 1898 und 1900 die erste Umbau- und Erweiterungsmaßnahme, um aus dem Vierordtbad ein modernen Anforderungen gerecht werdendes Volksbad mit Schwimmhalle zu machen. Südlich des Ostflügels entlang der Ettlinger Straße entstand eine Schwimmhalle mit einem 28,7 x 10,7 Meter großen Schwimmbecken und eigenem Kesselhaus sowie im südlichen Bereich des Hauptbaues eine Kurabteilung mit verschiedenen Anwendungsbereichen. 1960 erhielt die Schwimmhalle einen eigenen Eingang an der Ettlinger Straße im typischen Stil der 1960er-Jahre.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Vierordtbad vor allem im Dachbereich stark beschädigt, Wäsche und Geräte wurden nach Kriegsende bei Plünderungen größtenteils gestohlen. Nach der Instandsetzung wurde das Bad zunächst von der französischen, dann von der amerikanischen Militärregierung beschlagnahmt und erst Anfang 1946 wieder für die Karlsruher Bevölkerung zugänglich.

Von 1962-1964 erfolgten Abriss und Neubau des Kurbades unter Leitung von Hans-Jürgen Lau im Stil des Eingangsbereichs. In den kommenden Jahrzehnten folgten weitere Sanierungs- und Umbaumaßnahmen, darunter die Umgestaltung des Kurbades in ein Gesundheitszentrum (1996-2001) und die Sanierung der Schwimmhalle (2002-2005).

Katja Förster 2012

Quelle

Denkschrift: Das städtische Vierordtbad, Karlsruhe 1897, in: StadtAK 3/B 28, S. 333-379; StadtAK 1/H-Reg 865.

Literatur

Josef Durm: Das städtische Vierordtbad in Carlsruhe, in: Zeitschrift für Bauwesen, 24. Jg., Berlin 1874, Sp. 123-128, Atlas, Bl. 22-29; Katja Förster: Josef Durm, Karlsruhe 2012, S. 39 f. (= Karlsruher Köpfe. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 1); Ulrike Grammbitter: Josef Durm 1837-1919. Eine Einführung in das architektonische Werk, München 1984, S. 279-286.