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Lehrerseminar Karlsruhe


Das Lehrerseminar in der Akademiestraße, 1831, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVd 122.
Das Lehrerseminar in der Bismarckstraße, 1898, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVd 37.
Das Lehrerseminar II in der heutigen Rüppurrer Straße, um 1900, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVd 78.

Lehrerseminar Karlsruhe

Das Lehrerseminar Karlsruhe war die erste staatliche Ausbildungsstätte für Lehrer in Baden. Es wurde am 4. November 1768 auf Grundlage der badischen Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Schulkandidaten von 1757 unter dem Namen Schulseminar eröffnet. Die angehenden Lehrer, die zunächst eine einjährige, später eine zweijährige Lehrzeit durchliefen, mussten evangelischer Konfession sein, wobei auch jüdische Anwärter Aufnahme fanden. Die Seminaristen erhielten am Karlsruher Gymnasium (heute Bismarck-Gymnasium) Unterricht in Schreiben, Rechnen, Lesen, Geschichte, Geographie und Latein. Hinzu kam eine tägliche Übungsstunde in Didaktik.

Die Zahl der jährlich neu angenommenen Kandidaten richtete sich nach dem Zinsertrag einer Stiftung, die von Freifrau Dorothea Lucretia von Pelcke zur Finanzierung von Lehramtsanwärtern gegründet worden war. Das Lehrerseminar bildete somit angehende Lehrer mit Hilfe eines privaten Stiftungsvermögens aus, ohne dass der badische Staatshaushalt zusätzlich belastet worden wäre. Aufgrund der begrenzten Zinserträge bewegte sich die Zahl der Stipendiaten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts allerdings stets im einstelligen Bereich. 1804 hatte das Lehrerseminar etwa 200 Lehrer ausgebildet.

Der stetige Kaufkraftverlust der Stipendien sowie Konflikte zwischen der gemischtkonfessionellen Generalstudienkommission und dem Evangelischen Oberkirchenrat führten 1809 zur Schließung des Lehrerseminars. Der dadurch eintretende Lehrermangel machte gleichwohl nach kurzer Zeit eine Neugründung notwendig, die 1823 im Gebäude in der Markgrafenstraße 48 erfolgte. Diese war maßgeblich von Johann Peter Hebel, dem vormaligen Direktor des Karlsruher Gymnasiums und Mitglied der ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung vorangetrieben worden.

Nachdem eine Regierungsverordnung 1829 den Seminarbesuch für alle protestantischen Lehramtskandidaten als verpflichtend vorgeschrieben hatte, stieg die Zahl der Seminaristen deutlich an, was zu einer Raumnot führte. Im Juli 1830 bezog das Lehrerseminar daher ein neues Gebäude an der Ecke Akademie-/Hans-Thoma-Straße. Im Juni 1870 erfolgte ein weiterer Umzug in das neu errichtete Seminargebäude in der Bismarckstraße 10.

Das anhaltend starke Interesse am Lehrerberuf erforderte bereits 1875 die Eröffnung eines zweiten Lehrerseminars. Im Hinblick auf das sich abzeichnende und im September 1876 in Baden in Kraft getretene Gesetz, welches die Simultanschule zur Regelschule erhob, wurde das Lehrerseminar II als bikonfessionelle Anstalt eingerichtet. Für die Ausbildung der Lehrerinnen hatte Fanny Trier 1873 eine private Lehranstalt eröffnet, die 1878 als Prinzessin-Wilhelm-Stift (Sophienstraße 31-33) Badens erstes staatliches Lehrerinnenseminar wurde. 1926 gingen alle drei Seminare in der an die preußischen Pädagogischen Akademien angelehnten neuen Lehrerbildungsanstalt Karlsruhe auf, aus der sich wiederum in mehreren Etappen die Pädagogische Hochschule Karlsruhe entwickelte.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA Bestände 206 und 235.

Literatur

Gerhard Silberer: Pestalozzi und die Anfänge einer zentralen staatlichen Lehrerbildung im deutschen Südwesten, Heidelberg 1968; Gerhard Silberer: 200 Jahre Lehrerbildung in Karlsruhe, in: Pädagogische Hochschule Karlsruhe (Hrsg.): Karlsruher Pädagogische Beiträge Nr. 6 (1982), S. 57-66; Gerhard Silberer: Kleine Geschichte der Lehrerbildung in Karlsruhe, in: Pädagogische Hochschule Karlsruhe (Hrsg.): Karlsruher Pädagogische Beiträge Nr. 71 (1988), S. 7-78, hier S. 13-54; Robert Goldschmit: Die Stadt Karlsruhe, ihre Geschichte und ihre Verwaltung. Festschrift zur Erinnerung an das 200jährige Bestehen der Stadt, Karlsruhe 1915, S. 269-271 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/titleinfo/246264 (Zugriff am 23. Dezember 2020)https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/content/titleinfo/2926622 (Zugriff am 27.Dezember 2020).