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Artilleriekaserne


Artilleriekaserne an der Moltkestraße, um 1912, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 8/32d.

Artilleriekaserne

Ehemals Moltkestraße 8 (heute Moltkestraße 130-136, 150-152, Hertzstraße 10, Kußmaulstraße 3, 7-9, 15, 15a, 15b).

Die in zwei Bauabschnitten 1905/06 und 1914-1916 errichtete Artilleriekaserne in der Moltkestraße 8 war für das 3. Badische Feldartillerie-Regiment Nr. 50 bestimmt, das 1899 im Rahmen der Heeresvermehrung durch Abgaben des 1. Badischen Feldartillerie-Regiments "Großherzog" Nr. 14 gebildet worden war. Stationiert war es zunächst in sehr beengten Verhältnissen in der Kaserne Schloss Gottesaue. Im Herbst 1906 bezog die 1. Abteilung des Regiments die bis dahin fertig gestellten Gebäude. Die restlichen Kasernenbauten für die 2. Abteilung sowie das Offizierskasino entstanden erst von 1914-1916.

Die Gesamtanlage erstreckte sich auf einem über fünf Hektar großen Areal, das von der Kußmaulstraße im Osten bis zur Hardtstraße (heute Hertzstraße) im Westen reichte und im Süden von der Moltkestraße und im Norden von der 1906/07 erbauten Telegraphenkaserne und dem bereits um 1820 angelegten Exerzierplatz begrenzt wurde. Das Kasernement selbst verfügte über zwei kleinere Exerzierplätze, die von Stallungen, Reithallen, Lagerhäusern und Werkstätten gefasst wurden. Die Unterkünfte für die Mannschaften, Soldatenfamilien und den Stab waren entlang der Moltkestraße angeordnet. Während des Ersten Weltkriegs lag die Ersatz-Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 50 in der Kaserne, die zeitweise bis zu 4.000 Mann zählte. Nach Kriegsende und der Einrichtung einer entmilitarisierten Zone wurde das Regiment bis auf eine Batterie, die Teil der 2. (Badischen) Abteilung des Reichswehr-Artillerieregiments 5 in Ulm wurde, aufgelöst. Anfang der 1920er-Jahre richtete die Stadt in den vom Militär geräumten Kasernengebäuden dringend benötigte Notwohnungen ein. Außerdem ließen sich verschiedene Kleinbetriebe, eine Kinderschule der evangelischen Kirchengemeinde und ab 1928 eine Badische Polizeihundeschule auf dem Areal nieder.

Ab 1936 wurde die Kasernenanlage wieder militärisch genutzt, und zwar von der 3. Abteilung des neu aufgestellten Artillerie-Regiments 35. Die 1. Abteilung des Regiments bezog 1937 die benachbarte Telegraphenkaserne. Während des Zweiten Weltkriegs, in dem Teile des Kasernements beschädigt oder auch zerstört wurden, war vorübergehend die Artillerie-Ersatzabteilung 35 darin stationiert.

Nach Kriegsende richtete das benachbarte Städtische Krankenhaus im Baubestand an der Kussmaulstraße eine zweite Medizinische Abteilung ein. Die übrigen Kasernenbauten wurden für Notwohnungen, von Gewerbebetrieben der Baubranche und insbesondere seit November 1945 bis 1947/1951 als "zentrales Flüchtlingsauffang- und –durchgangslager" für Mittelbaden mit einer Kapazität zur Aufnahme von bis zu 2.500 Flüchtlingen und Vertriebenen genutzt. Bis heute kann man anhand des erhaltenen historischen Baubestands, den neben dem Städtischen Klinikum (Kieferklinik, Ärztlicher Dienst) und einigen Gewerbebetrieben auch die Erich-Kästner-Schule und ein Sozialpädagogisches Wohnheim nutzen, die einstige Funktion des Areals ablesen. Seit 2013 liegt eine Rahmenplanung über die bauliche und räumliche Weiterentwicklung des ehemaligen Kasernenareals vor.

Katja Förster 2015

Quelle

GLA 456 F/88.

Literatur

Garnisonstadt Karlsruhe. Militärische Liegenschaften einst und heute, zusammengestellt von Oberstleutnant Lüdke 1989, überarb. 1993 [Maschinenschriftl. Manuskript], S. 45 f., StadtAK 8/StS 11/103; Karlsruhe als Garnison. Festschrift zum Garnisontag 1956 und zur 2. Wiedersehensfeier der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe am 29./30. September 1956, hrsg. vom Ausschuss für die Vorbereitung des Garnisontages 1956, Karlsruhe 1956, S. 63 f.; Städtebaulicher Rahmenplan. Ehemalige Artilleriekaserne – Westliche Kußmaulstraße vom 13. Juni 2013, https://www.karlsruhe.de/mobilitaet-stadtbild/stadtplanung/staedtebauliche-projekte/staedtebauliche-rahmenplaene (Zugriff am 28. November 2022).