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Rheinstrandsiedlung

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Blick in nördliche Richtung auf die Rheinstrandsiedlung, um 1960, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 391/411.

Rheinstrandsiedlung

Die Rheinstrandsiedlung ist eines von vier Stadtvierteln des Karlsruher Stadtteils Daxlanden. Sie befindet sich im Südosten von Daxlanden und wird im Norden von der Lindenallee, im Osten von der Bundesstraße 36 und im Westen von der Rheinstrandallee begrenzt. Im Süden bildet sie die Stadtgrenze zu Rheinstetten. Mit 4.463 Einwohnern (Stand: Ende 2013) auf einer Fläche von 75,5 Hektar ist die Rheinstrandsiedlung das mit Abstand bevölkerungsreichste Stadtviertel Daxlandens.

Am Wettbewerb für den Bau der Siedlung, die laut Geschäftsbericht des für den Bau verantwortlichen Mieter- und Bauvereins ursprünglich aus 500–600 Einfamilien- und Reihenhäusern mit einem 300–400 Quadratmeter großen Garten pro Haus bestehen sollte, nahmen 26 Architekten teil. Mit der Ausführung beauftragt wurde jedoch nicht der Wettbewerbssieger, sondern der Zweitplazierte Professor Heinrich Mehrtens aus Aachen, dessen Bebauungsplan ein bewusstes Gegenstück zum damals ideologisch herabgewürdigten Baustil der Dammerstocksiedlung darstellte. Die Siedlung sollte "im gesamten Aufbau als richtungsgebendes Vorbild nationalsozialistischen Gedankenguts" dienen.

Mit dem Bau der Rheinstrandsiedlung wurde Anfang November 1936 begonnen. Zunächst sollte sie den Namen Adolf-Hitler-Siedlung erhalten, was jedoch auf Widerspruch beim damaligen badischen Reichsstatthalter Robert Wagner stieß, woraufhin der Aufsichtsrat des Mieter- und Bauvereins im März 1937 den Namen Rheinstrandsiedlung festlegte. Eine Baumaterialverknappung durch den Bau des Westwalls 1938, ein Arbeitskräftemangel sowie ein Bauverbot im Jahr 1940 sorgten dafür, dass in den drei Bauabschnitten des Viertels bis Ende 1940 lediglich 288 Wohnungen fertig gestellt wurden. Die Kleinhaussiedlung, die zwischen 1936 und 1939 entstand, ist heute als Kulturdenkmal ausgewiesen.

Nach knapp 20 Jahren Stillstand wurde die Neubautätigkeit in der Rheinstrandsiedlung, die mittlerweile über 1.200 Einwohner zählte, 1959 wieder aufgenommen. Bis 1973 entstanden in mehreren Bauprogrammen Einfamilienreihenhäuser, mehrgeschossige Wohnblöcke und achtgeschossige Punkthäuser für DDR-Flüchtlinge, Umsiedler, kinderreiche Familien und Badenwerksmitarbeiter. Die Zahl der Einwohner stieg dadurch auf über 5.000, die der Wohnungen auf mehr als 1.250. Letztere erhöhen sich bis 1990 auf 1.756. Um den nötigen Bauplatz zu erhalten, wurde 1960 der Wasserturm der Firma Sinner an der Rheinstrandallee gesprengt. 1964 wurde in der Pappelallee eine Ladenzeile errichtet, in die unter anderen das Café Bortoluzzi (seit 1965 San Marco) einzogen. Letzteres erhielt 1978 einen Anbau an der Ecke Pappelallee/Kiebitzenweg und ist heute ein Restaurant mit Eisdiele. Des Weiteren eröffnete im Viertel 1963 mit der Adam-Remmele-Schule eine Grund- und Hauptschule (später Grund- und Werkrealschule, seit dem Schuljahr 2019/20 reine Grundschule mit Ganztagsangebot).

Im Oktober 1980 erhielt die Rheinstrandsiedlung durch die Erweiterung des städtischen Straßenbahnnetzes bis zum Dornröschenweg Anschluss an die Karlsruher Straßenbahn. Bereits im April desselben Jahres war die Rheinstrandhalle, eine Sport- und Mehrzweckhalle eröffnet worden.

In der Rheinstrandsiedlung, deren Straßennamen überwiegend der Tier- und Pflanzenwelt entnommen sind, befinden sich das im Juni 1980 fertig gestellte katholische Gemeindezentrum St. Barbara sowie die 1992 eingeweihte Philippuskirche der evangelischen Hoffnungsgemeinde. Mit annähernd 23.000 Quadratmetern weist die Rheinstrandsiedlung die drittgrößte Spielfläche eines Karlsruher Stadtviertels auf.

René Gilbert 2015

Quellen

StadtAK 1/H-Reg 1476, 1479; 1/GA 336.

Literatur

Fritz Ehret: Sozial bauen – Gesund wohnen. 100 Jahre Mieter- und Bauverein Karlsruhe eG, Karlsruhe 1996, S. 53-63, S. 122-130, S. 144-148; Harald Ringler: Die städtebauliche Entwicklung Daxlandens im 20. Jahrhundert, in: Bürgerverein Daxlanden (Hrsg.): Daxlanden – Die Ortsgeschichte, Karlsruhe 2007, S. 341-343; Stadt Karlsruhe – Amt für Stadtentwicklung (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch 2014.