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Bismarck-Denkmal

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Das Bismarck-Denkmal vor dem Hauptportal der Festhalle, vor 1913, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVb 2.

Bismarck-Denkmal

Von 1904-1953 auf dem Festplatz vor dem Hauptportal der Festhalle, seit 1953 vor dem Bismarck-Gymnasium, Ecke Bismarck- und Seminarstraße.

Nach dem Tod des ersten deutschen Reichskanzlers Otto Fürst von Bismarck am 30. Juli 1898 bildete sich in Karlsruhe ein Komitee, das sich ab August 1898 unter Vorsitz von Oberbürgermeister Karl Schnetzler für die Errichtung eines Bismarck-Denkmals vor dem Hauptportal der Festhalle einsetzte. 1899 schrieb das Gremium einen Wettbewerb für das Ehrenmal unter Karlsruher Bildhauern und Architekten aus. Die Namen der 13 Teilnehmer sind alle bekannt, ihre Entwürfe aber, von denen die auswärtige Jury keinen zur Ausführung empfahl, nur zum Teil überliefert. Die vier besten Modelle wurden prämiert und Joseph Asal/Franz Sieferle, Fridolin Dietsche, Christian Elsässer und Friedrich Moest vom Komitee zu einer neuen Konkurrenz aufgefordert. Die neue Jury, die sich aus Karlsruher Malern, Bildhauern und Kunstschriftstellern zusammensetzte, beurteilte mehrheitlich den Entwurf von Dietsche als den "relativ besten". Einzig Adolf von Oechelhaeuser plädierte für das Modell von Moest, das letztendlich auf Beschluss des Denkmalkomitees entgegen dem Jury-Urteil in veränderter Form zur Ausführung gelangte. Mit der Auflage, den Sockel neu zu konzipieren, wurde Moest im Frühjahr 1901 mit der Herstellung betraut. Wie das verworfene Postament ausgesehen hat, lässt sich nicht mehr feststellen, da nur die endgültige Version des Modells im Bild überliefert ist.

Die rund drei Meter hohe Bronzefigur Bismarcks stand auf einem hohen Postament mit vierstufigem Unterbau aus hellem Granit. Der "eiserne Kanzler" trägt die Uniform des Magdeburgischen Kürassier-Regiments Nr. 7 und ist in der klassischen Haltung des Kontraposts gegeben. Mit seiner Linken umfasst er den Pallasch, den Säbel der Kavallerie, in seiner Rechten hält er eine Landkarte, die – wie auch sein Mantel – auf einem Pfosten drapiert ist. Zu seinen Füßen, zwischen Unterbau und Postament vermittelnd, kniete ein von Palmenzweigen hinterfangener geflügelter Genius, der mehrere Stäbe zu einem Bündel zusammenschnürte. Durch dieses Sinnbild wurde Bismarck zugleich als Reichsgründer verherrlicht, der nach dem Sieg über Frankreich die deutschen Staaten mit fester Hand zu einer Einheit zusammenband. Während die naturalistische Figurenauffassung noch dem traditionellen Formenkanon des 19. Jahrhunderts verpflichtet ist und Moest als Vertreter der älteren Bildhauergeneration in Karlsruhe ausweist, entsprachen das schnörkellose kubische Postament mit dem stilisierten Eichenblattband und der Unterbau bereits einer modernen Kunstauffassung. Der Genius und das rautenförmig strukturierte Bronzeband an der oberen Stufe des Unterbaues wurden im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Nach der Sprengung der kriegsbedingten Überreste der Festhalle am 4. November 1952 wurde das Denkmal 1953 mit verkürztem Postament und Unterbau an seinen heutigen Standort versetzt.

Katja Förster 2013

Literatur

Gerlinde Brandenburger: Aspekte der Bismarckverehrung am Beispiel der Karlsruher Denkmäler, in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl. Karlsruhe 1989, S. 59-66 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7); Gerinde Brandenburger: Bismarck-Denkmal, in ebenda, S. 416-423 https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/materialien-zur-stadtgeschichte/publikationen-zur-stadtgeschichte-digital/buecher-zur-stadtgeschichte/vergriffene-publikationen-stadtarchiv (Zugriff am 22. September 2023).