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Denkmal für die gefallenen städtischen Arbeiter, Angestellten und Beamten (Erster Weltkrieg)

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Aufnahme vom Tag der Einweihung am 4. Juni 1936, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVb 158.

Denkmal für die gefallenen städtischen Arbeiter, Angestellten und Beamten (Erster Weltkrieg)

Das Denkmal für die gefallenen städtischen Arbeiter, Angestellten und Beamten stand von 1936- circa 1948 in der Eingangshalle (Südwand) des Rathauses, seit 1957 steht es im nördlichen Innenhof.

Um 1923 beschloss der Karlsruher Stadtrat, den 243 städtischen Mitarbeitern, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren, im Rathaus als Zentrum der Stadtverwaltung ein Denkmal zu errichten. Die schwierige Finanzlage verzögerte jedoch die Umsetzung des Projekts bis 1934. Anfang dieses Jahres wurde mit Zustimmung der Reichskulturkammer ein eingeschränkter Wettbewerb durchgeführt, dessen drei teilnehmende Bildhauer Karl Dietrich, Fritz Moser und Konrad Taucher von Otto Schließler, Vorsitzender der Reichskammer der bildenden Künste, Bundesgruppe Baden-Pfalz, und seit 1933 Professor für Bildhauerei an der Badischen Landeskunstschule, bestimmt worden waren. Als Standort des Gefallenendenkmals wurde das Podest der Rathaus-Haupttreppe sowie alternativ die Seitenwände des Foyers vorgegeben; außerdem sollten die Herstellungskosten den Betrag von 4.500 Mark nicht überschreiten. Die Entscheidung oblag allein Oberbürgermeister Friedrich Jäger, dem als beratende Preisrichter Otto Schließler, Wilhelm Kollmar und Hermann Billing sowie als weitere Begutachter Bürgermeister Hermann Fribolin, Stadtbaudirektor Friedrich Beichel und Stadtoberbaurat Otto Roth zur Seite standen.

Alle drei Bildhauer hatten ihre Konzeption auf das Podest der Haupttreppe ausgerichtet und lediglich Moser noch eine Variante seines von Schrifttafeln gerahmten Pietà-Entwurfs für eine Umsetzung im Foyer abgegeben. Das erbrachte ihm letztendlich den Zuschlag, weil man sich erst jetzt definitiv auf die Eingangshalle als Standort des Gefallenendenkmals festlegte. Da Mosers christliches Motiv mit der NS-Ideologie nicht zu vereinbaren war, wurde der Bildhauer mit der Ausarbeitung weiterer Vorschläge betraut. Jäger entschied sich letztendlich für das Halbrelief eines fahnentragenden Soldaten, dessen vertikale Figurenkomposition in Verlängerung des die Widmungsinschrift tragenden Postaments sich optimal in die beidseitig angeordneten Namentafeln einfügen ließ. Dadurch entstand eine hochrechteckige ‚Denkmalwand‘, die exakt den Zwischenraum zwischen den beiden mittleren südlichen Wandpilastern des Foyers ausfüllte. Die Namen der 243 Gefallenen sind chronologisch nach Kriegsjahren in alphabetischer Reihenfolge aneinandergereiht, wobei aus Platzgründen auf jede weitere Information wie Lebensdaten, Geburts- und Sterbeort verzichtet wurde.

Im November 1935 war das Modell im Originalmaßstab fertig gestellt. Die Bildhauerwerkstatt Hans und Fritz Schoch, Karl-Wilhelm-Straße 42, übertrug es in den kommenden Monaten in hellen Treuchtlinger Marmor. Am 4. Juni 1936 fand in Anwesenheit von Angehörigen der Gefallenen, Vertretern der Beamten- und Arbeiterschaft, der NSDAP, der Wehrmacht und von zahlreichen Militärkameradschaften im Rathausfoyer die Enthüllung des Ehrenmals statt. Den Luftangriff am 27. September 1944, bei dem das Rathaus nahezu vollständig ausbrannte, überstand es unbeschadet. Im Zuge der Wiederaufbaumaßnahmen wurde es vermutlich 1948 demontiert und an einem unbekannten Ort gelagert. Im Januar 1955 kehrte das Denkmal ins Rathaus zurück, und zwar an den heutigen Standort im nördlichen Innenhof.

Katja Förster 2015

Literatur

Ursula Merkel: Denkmal für die gefallenen städtischen Arbeiter, Angestellten und Beamten (Erster Weltkrieg), in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl. Karlsruhe 1989, S. 649-653 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7), Teil 1 (PDF) und Teil 2 (PDF) zum Download (Zugriff am 22. September 2022).