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Kriegerdenkmal in Mühlburg (1870/71)

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Kriegerdenkmal 1870/71 in Mühlburg, um 1890, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVb 138.

Kriegerdenkmal in Mühlburg (1870/71)

Lindenplatz, südwestlicher Teil; 1965 um einige Meter versetzt.

Schon bald nach der Reichsgründung 1871 war auf dem Lindenplatz in Mühlburg ein mittelhoher Obelisk mit der Inschrift "Zur Erinnerung an des Vereinten Deutschland Krieg, Sieg und Frieden 1870-1871" aufgestellt worden. 1884 beschloss der dortige Militärverein, das schmucklose Denkmal mit Spenden durch ein stattlicheres zu ersetzen. Im Jahr der Eingemeindung von Mühlburg 1886 bildete sich dann unter der Leitung des Militärvereins aus ehemaligen Gemeinderäten und Mitgliedern ortsansässiger Vereine ein Denkmalkomitee, das die Durchführung des auf 2.000 Mark veranschlagten Projekts übernahm.

Als im November 1886 bereits mehr als die Hälfte der Summe an Spenden eingegangen war, ersuchte das Komitee die Stadt Karlsruhe um finanzielle Unterstützung. Nachdem der vom Ausschuss mit Entwurf und Ausführung beauftragte Bildhauer Friedrich Wilhelm Volke Anfang Januar 1887 den Stadtrat über Aussehen, Größe, Material und Kosten unterrichtet hatte, wurde im März ein städtischer Zuschuss von 1.000 Mark bewilligt. Die Bildhauerleistungen betrugen insgesamt 1.800 Mark. Da die restlichen 200 Mark für die Einfriedung mit Grünstreifen und schmiedeeisernem Gitter sowie das Einweihungsfest nicht ausreichten, steuerten Wilhelm Rudolf Freiherr von Seldeneck und die Stadtverwaltung noch einen größeren Betrag bei. Am 18. September 1887 fand in Verbindung mit dem Abgeordnetentag des Hardtgauverbands der Militärvereine die feierliche Enthüllung des Denkmals statt.

Das etwa fünf Meter hohe Ehrenmal aus rotem Sandstein stand auf einem von Rasen und Einzäunung umgebenem dreistufigem Unterbau. Es setzte sich aus einem hohen, zweiteiligen Postament und dem eigentlichen, von einer Kanonenkugel bekrönten Obelisken zusammen. In die Vorder- und Rückseite der unteren Sockelhälfte waren die Namen der Soldaten mit ihrer Regimentszugehörigkeit eingemeißelt, die 1871 nach Mühlburg zurückkehrten. Die obere Sockelhälfte zeigte an der Vorderseite eine Inschrifttafel aus schwarzem Syenit mit den Worten "Dem Andenken der in den Kampf gegen Frankreich in den Jahren 1870-71 gezogenen Mühlburger". Die Tafel an der Rückseite erinnerte an die beiden gefallenen Mühlburger Soldaten. Jeweils zwei an mächtigen Voluten endende Eichenlaubgirlanden fassten die beiden Inschrifttafeln ein. Der skulpturale Schmuck setzte sich im unteren Bereich des Obelisken, der wie eine Sockelzone ausgebildet ist, in gesteigertem Maße fort. An den vier Seiten sind Kartuschen mit dem deutschen Reichswappen (vorne), dem badischen Wappen (hinten) sowie Emblemen der badischen Feldartillerie- und Linieninfanterie-Regimenter angebracht. Letztere sind als Zeichen des Sieges von Palmenzweigen überfangen. Vier Voluten leiten zum oberen, schlicht gestalteten Schaft des Obelisken über, der an der Vorderseite lediglich das Eiserne Kreuz und die Jahreszahlen 1870/71 zeigt. Die Verbindung von renaissancistischen und barocken Schmuckelementen ist charakteristisch für Obeliskendenkmäler des späten Historismus.

Zu Beginn der 1930er-Jahre wurde die Inschrift erstmals verändert, um auch der Gefallenen des Ersten Weltkriegs zu gedenken. Eine zweite Inschriftenänderung nach 1945 lässt den historischen Ursprung des Kriegerdenkmals vergessen und erinnert nur noch an "Unsere Gefallenen aus beiden Weltkriegen". Bei der Neugestaltung des Lindenplatzes 1965 wurde das Denkmal um wenige Meter versetzt.

Katja Förster 2013

Literatur

Ursula Merkel: Kriegerdenkmal in Mühlburg (1870/71), in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl., Karlsruhe 1989, S. 343-346 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7), Teil 1 (PDF) und Teil 2 (PDF) zum Download (Zugriff am 26. September 2022).