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De:Lexikon:bio-0622

Stadtarchiv Karlsruhe 8/StS 30/96.

Christian Hengst

Stadtbaumeister, Gewerbelehrer, * 5. Dezember 1804 Durlach, † 5. April 1883 Durlach, ev., ∞ 1. 1829 Caroline Bleich, 2. 1834 Lisette Bürk, 3. 1861 Marie Satorius, 6 Kinder.

Der Sohn eines Zimmermeisters besuchte zunächst die Volksschule und das Pädagogium in Durlach. Nach abgebrochener Schreiberlehre begann er 1819 eine Ausbildung zum Zimmermann, die anschließenden Wanderjahre führten ihn in die Schweiz. Nach Durlach zurückgekehrt, eröffnete er 1828 ein Zimmereigeschäft und betätigte sich ab 1829 als Lehrer an der Durlacher „Architektonischen Zeichenschule“. Dort entwickelte er das System von schulischem und praktischem Unterricht. Das Badische Parlament lobte die von ihm in Gewerbeschule umbenannte Institution, sie diente 1834 als Vorbild für die Großherzogliche Verordnung zur Einrichtung von Gewerbeschulen in ganz Baden.

In seiner Funktion als Stadtbaumeister erkannte Hengst die Unzulänglichkeit des Durlacher Feuerlöschwesens und überzeugte die Stadtverwaltung 1846 von der Anschaffung einer Metzschen Löschspritze sowie der Aufstellung einer trainierten Löschmannschaft. Im Februar 1847 hatte diese Freiwillige Feuerwehr ihren ersten Einsatz beim Brand des Karlsruher Hoftheaters und verhinderte eine größere Katastrophe. Hengst erhielt daraufhin von Großherzog Leopold eine Goldene Verdienstmedaille.

1839 und 1844 wurde Hengst in den Durlacher Gemeinderat gewählt, 1843 berief ihn die Staatliche Brandversicherungsanstalt in Karlsruhe zum nebenberuflichen Bezirkstaxator für das Oberamt Durlach. Auch in zahlreichen Durlacher Vereinen war er Mitglied, außerdem setzte er sich für die Erschließung des Turmbergs ein. 1849 ging Hengst als kommissarisch eingesetzter Bürgermeister gegen die Anhänger der Badischen Revolution vor. Er bekam daraufhin 1851 keine Wahlbestätigung und legte alle städtischen Ämter nieder. Nun widmete er sich ausschließlich den Arbeiten für die Brandversicherungsanstalt und gründete 1852 eine Privatgewerbeschule.

Bestattet wurde Hengst zunächst auf dem Alten Friedhof in Durlach, 1951 erhielt er ein Ehrengrab auf dem Bergfriedhof. Der Platz, auf dem zuvor der Viehmarkt stattfand, erhielt 1896 ein Hengstdenkmal und wurde ihm zu Ehren in Hengstplatz umbenannt.

Anke Mührenberg 2012

Literatur

Mirko Felber/Günther Malisius: Christian Hengst. Wegbereiter der Gewerbeschulen und der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland, Karlsruhe 2005 (= Beiträge zur Geschichte Durlachs und des Pfinzgaus Bd. 3).