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De:Lexikon:bio-0779

Carl Hofer vor seinem Gemälde "Lautenspielerin", Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1896.

Karl (Carl) Christian Ludwig Hofer

Maler, Direktor der Berliner Hochschule für die bildenden Künste, * 11. Oktober 1878 Karlsruhe, † 3. April 1955 Berlin; ev., seit 1923 religionslos, ∞ 1. 1903 Mathilde Scheinberger, 2 Söhne, 2. 1938 Liesel Schmidt.

Der Vater, ein Militärmusiker, verstarb kurz nach seiner Geburt und seine Mutter Ottilie, geb. Hengst aus Durlach und Schwester eines Bildhauers und eines Glasmalers, musste ihren Lebensunterhalt auswärts verdienen. Hofer wuchs deshalb die ersten zehn Jahre bei zwei Großtanten und dann im Waisenhaus in Karlsruhe auf. Nach einer Lehre als Buchhändler studierte er 1896-1902, gefördert durch ein Stipendium, an der Kunstakademie Karlsruhe und dann in Stuttgart als Meisterschüler von Hans Thoma und Leopold von Kalckreuth. Gefördert durch den Schweizer Kaufmann Theodor Reinhart lebte er seit 1903 in Rom, ab 1908 in Paris, unterbrochen durch Indienreisen 1909 und 1911, und ab 1913 in Berlin. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 kam er während eines Urlaubs in Frankreich in Internierungshaft, aus der er 1917 auf Betreiben seines Schweizer Förderers nach Zürich als Austauschgefangener entlassen wurde. 1919 kehrt Hofer nach Berlin zurück, wo er 1920 Lehrer, 1921 Professor an der Hochschule für Bildende Künste und 1923 Mitglied der Akademie der Bildenden Künste wird. 1927 gründete er mit Alexander Kanoldt die Künstlervereinigung Badische Secession in Freiburg. In diesem Jahr trennte er sich von seiner jüdischen Frau, die nach der Scheidung 1938 vier Jahre später im KZ Auschwitz umkam.

Im Berlin der Weimarer Republik entfaltete Hofer seinen eigenen expressiven Stil wie die typische Farbpalette. Bevorzugte Sujets sind Figurenbilder, vornehmlich junge, in sich gekehrte Frauen, Stillleben und Landschaften, wobei scharfe Konturen die Motive umreißen. Hinzu treten vor allem nach 1933 symbolisch aufgeladene Bilder, die eine kritische Distanz zu den Zeiterscheinungen erkennen lassen. Zahlreiche nationale, aber auch internationale Ausstellungen markieren die künstlerische Anerkennung seines Werks.

Von den NS-Machthabern wurde Hofer 1933 entlassen und seine Werke wegen ihrer expressionistischen Züge zur „entarteten Kunst“ gezählt. 311 seiner Bilder wurden aus öffentlichen Sammlungen entfernt. 1938 erhielt er Berufsverbot. Nach einem Luftangriff 1943 brannte sein Berliner Atelier völlig ab. Hofer, der am Bodensee lebte, beklagte den Verlust von über 1.000 Zeichnungen und etwa 150 Gemälden, die er nach 1945 neu malte.

Nach dem Krieg gehörte Hofer zu den Wiederbegründern der Berliner Hochschule für bildende Künste und war seit 1949 ihr Direktor. 1947 wurde er Präsident der Akademie der Künste und 1950 des Deutschen Künstlerbundes. Seit 1950 gab Hofer die Zeitschrift „Bildende Kunst“ heraus. Sein Festhalten an der Tradition der figurativen Malerei brachte ihn in Gegensatz zu der nach 1945 vorherrschenden abstrakten Kunst. Dies führte 1955 zu einer öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Kunstkritiker Will Grohmann über die gegenstandslose Kunst.

Hofer erhielt 1948 die Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität Berlin, 1952 den Orden Pour le Mérite und 1953 das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. In Karlsruhe erinnert am Haus Waldstraße 21 eine Tafel an seinen frühen Wohnort. In der Stadt sind zudem die Carl-Hofer-Straße und die Carl-Hofer-Schule nach ihm benannt.

Manfred Koch/Max Schlenker 2013

Quelle

BLB Karlsruhe, Nachlass Carl Hofer.

Werk

Erinnerungen eines Malers, Berlin 1953; Über das Gesetzliche in der bildenden Kunst, hrsg. von Kurt Martin, Berlin 1956; Karl Wohlert: Karl Hofer. Werkverzeichnis der Gemälde, hrsg. von Markus Eisenbeis, Köln 2008.

Literatur

Renate Hartleb: Carl Hofer, Dresden 1976; Meinhold Lurz: Karl Hofer, in: Baden-Württembergische Biographien, Bd. 1, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1994, S. 152-153; Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) 9 (Online-Ausgabe), S. 381; Katharina Henkel (Hrsg.): Karl Hofer. Von Lebensspuk und stiller Schönheit, Köln 2012; Wikipedia: Karl Hofer (Zugriff am 13. Dezember 2013).