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De:Lexikon:bio-1312

Clara Kress vor den Glasfenstern der Hauskapelle von St. Clara, 13. September 1963, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger B13/S. 379/Bild 3.

Clara Kress

Künstlerin, * 3. November 1899 Herten/Stadt Rheinfelden/Lkr. Lörrach, † 1. März 1971 Karlsruhe, kath., ledig.

Im nahe gelegenen Basel besuchte die Lehrerstochter Clara Kress zunächst die schweizerische Bezirks- und Handelsschule und anschließend die Kunstgewerbeschule (heute Hochschule für Gestaltung und Kunst), an der sie die Fächer Stickerei sowie Stil- und Entwurfslehre für Weberei belegte. 1928 zog Kress mit ihrer verwitweten Mutter nach Karlsruhe, wo bereits ein Bruder von ihr lebte. Noch im selben Jahr begann sie eine dreijährige Ausbildung am Staatlichen Seminar für Handarbeitslehrerinnen in der Rüppurrer Straße 29, die sie 1930 mit dem Staatsexamen beendete. Sie entschied sich jedoch gegen den Schuldienst und setzte 1930-1936/37 ihre kunsthandwerkliche und künstlerische Ausbildung an der Badischen Landeskunstschule, in den letzten zwei Jahren als Meisterschülerin, fort. Bis 1933 besuchte sie die Textilklasse von Carl Schmitt-Spahn und die Malklasse von August Babberger; außerdem nahm sie von 1931-1933 regelmäßig am Unterricht von Paul Klee an der Düsseldorfer Kunstakademie teil.

1939 musste Kress ihr Atelier in der Landeskunstschule räumen. Im Dachgeschoss der Stephanienstraße 94/96 fand sie einen neuen Arbeitsraum, der bei einem Bombenangriff am 3. September 1942 mit fast dem gesamten Frühwerk zerstört wurde. Kurz vor Kriegsende floh sie nach Allensbach am Bodensee. Hier trat sie mit dem in Konstanz als Bahnwärter arbeitenden Maler Willi Müller-Hufschmid, dessen Atelier und Arbeiten in Karlsruhe ebenfalls Brandbomben zum Opfer gefallen waren, in einen künstlerischen Austausch, den die beiden nach der Rückkehr nach Karlsruhe 1947 fortsetzten. Ab Mitte der 1950er-Jahre bereiste sie verschiedene europäische Länder. Die 1928 bezogene bescheidene Dachgeschosswohnung in der Dragonerstraße 3 konnte sie 1969, kurz vor ihrem Tod, gegen ein eigenes Haus mit Atelier in der Bürklinstraße 6 eintauschen.

Zwischen 1928 und 1971 schuf Kress ein sehr vielfältiges Werk, welches sie als Malerin, Zeichnerin, Textilkünstlerin und Kunsthandwerkerin ausweist. Ihr wichtigster Auftraggeber seit Ende der 1920er-Jahre war die katholische Kirche, für die sie liturgische Gewänder und Textilien anfertigte, Glasfensterzyklen entwarf (Christkönigkirche, Rüppurr; St. Pius X., Söllingen) und Glocken künstlerisch gestaltete (St. Peter und Paul, Mühlburg). 1967 wurde sie dafür mit dem Rompreis für kirchliche Kunst ausgezeichnet. Seit den 1950-Jahren kamen Aufträge für Wandbehänge und monumentale Glasfenster (General-Kammhuber-Kaserne, 1961) in öffentlichen Gebäuden hinzu. Hauptthemen ihres Œuvres, das Einflüsse von Babberger, Klee und Müller-Hufschmid ebenso wie von Paula Modersohn-Becker und dem späten Wassily Kandinsky verrät, bildeten Gesichter, Köpfe, Landschaften und religiöse Motive. In ihren materialreichen, aufwendig bestickten Wandbehängen, mit denen heute vor allem ihr Name verknüpft wird, verschwimmen die Grenzen von Gegenständlichkeit und Abstraktion, von Kunst und textilem Kunsthandwerk.

Katja Förster 2016

Literatur

Dorothee Höfert: Clara Kress (1899-1971), hrsg. von EnBW Energie Baden-Württemberg AG anlässlich der Ausstellung vom 24. Oktober bis 15. Dezember 2002 in Karlsruhe, Karlsruhe 2002; Sabine Krause: Clara Kress (1899-1971). Wandbehänge, Zeichnungen, Malerei, hrsg. von der GEDOK anlässlich der Ausstellung im Landesgewerbeamt Baden- Württemberg, Karlsruhe 1993.