Menü
Suche

De:Lexikon:ins-0080

Glockengießerei Bachert in der Liststraße 5, 1973, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A26/28/3/4.

Glockengießerei Bachert Karlsruhe GmbH

Die Brüder Alfred (1874-1967) und Karl Bachert (1880-1966), deren Vorfahren seit vier Generationen in Dallau (heute Ortsteil von Elztal) und Kochendorf (heute Stadtteil von Bad Friedrichshall) Glocken und Feuerspritzen herstellten, gründeten 1904 in Karlsruhe in der Bannwaldallee 44 eine Feuerlöschgeräte-Fabrik mit Metall- und Glockengießerei. 1905 erwarben sie die 1842 von Carl Metz in Heidelberg gegründete Maschinenfabrik für Feuerlösch- und Rettungsgeräte, deren Produktion sie schrittweise nach Karlsruhe verlegten und 1909 unter der eingeführten Marke ins Handelsregister eintragen ließen.

Beide Unternehmen, die Carl Metz Feuerwehrgeräte-Fabrik sowie die unter dem eigenen Familiennamen geführte Eisen-, Temper-, Metall- und Glockengießerei, wurden als zwei separate Firmen in Form von offenen Handelsgesellschaften betrieben. Bis zum Ersten Weltkrieg 1914 wurden circa 2.500 Glocken in der Glockengießerei Gebrüder Bachert gegossen, darunter die Glocken von St. Bonifatius, der Christuskirche, der Lutherkirche und der Heilig-Geist-Kirche in Daxlanden sowie zwei der sechs Glocken von St. Peter und Paul in Mühlburg.

1920 wurde das von Rudolf Burckhardt entworfene Fabrikgebäude in der Bannwaldallee an die Elektronische Fabrik Würtenberger & Haas verkauft und der 1899 von der Maschinenfabrik vorm. L. Nagel AG errichtete, dreiteilige Werkhallenkomplex mit vorgelagertem Bürogebäude in der Liststraße 5 bezogen. Von den in Eisen konstruierten und mit Backstein und Glas ausgefachten Hallen war die der Glockengießerei die modernste und hellste. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs im Herbst 1939 wurden hier weitere circa 3.500 Glocken gegossen, vor allem für Kirchen in Karlsruhe und Umgebung sowie im südwestdeutschen Raum.

Im Gegensatz zur Feuerwehrgeräte-Fabrik, deren Produktion während des Dritten Reichs derart anstieg, dass 1938 das Firmengelände der 1929/30 in Konkurs gegangenen Karlsruher Maschinenbaugesellschaft in der Wattstraße 3 (heute Carl-Metz-Straße) dazu erworben wurde, stagnierte mit Kriegsbeginn die Glockengießerei vollständig. Im Frühjahr 1939 hatten die Gesellschafter zwar noch die Verlegung der Glockengießerei aus der List- in die neu erworbene Werksanlage in der Wattstraße beantragt, aber als das Gesuch im November 1940 endlich bewilligt wurde, war der Betrieb bereits eingestellt.

Im Dezember 1944 wurde das Werk I mit der Glockengusshalle zu 80 % zerstört. Bei der Wiederinbetriebnahme der Glockengießerei im Herbst 1945 lagen, ähnlich 1919, bereits etliche Bestellungen von Glocken vor, die Metallsammlungen anheimgefallen waren. Bis zum Umzug der Glockengießerei in eine zeitgemäße Werkshalle in der Wattstraße 3 im August 1973 entstanden nochmals circa 3.000 Glocken. Einige Karlsruher Kirchen wie die Christus-, Luther- und Heilig-Geist-Kirche erhielten in den 1950er-Jahren bereits ihren dritten Glockensatz von der Gießerei, die auch die neuen Glocken für die wiederaufgebaute Evangelische Stadtkirche und für die Karl-Friedrich-Gedächtnis-Kirche sowie für zahlreiche Kirchenneubauten, darunter St. Konrad, St. Thomas, St. Josef, Heilig-Kreuz-Kirche, Emmauskirche und Lukaskirche, lieferte. Auch nach der Umwandlung der beiden offenen Handelsgesellschaften in die Carl Metz GmbH zum 11. April 1956 firmierte die Karlsruher Glockengießerei weiterhin unter dem Namen der Gebrüder Bachert, die sich bis zu ihrem Tod aktiv in diesen Unternehmenszweig einbrachten.

Ab 1967 gehörte die Carl Metz GmbH der Karl Kaelble GmbH und deren Tochtergesellschaft Gmeinder & Co. GmbH. Da die Karlsruher Glockengießerei seit Ende der 1960er-Jahre zunehmend mehr mit Künstlern wie Hans Kindermann und Gudrun Schreiner zusammenarbeitete, firmierte sie seit dem Bezug einer zeitgemäßen Werkshalle in der Wattstraße 3 im Jahr 1973 als Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei. 1982 fusionierte das Unternehmen mit der Heidelberger Glockengießerei sowie 2003 mit der Firma A. Bachert GmbH Heilbronn, die 1988 aus den Firmen Gebrüder Bachert, Bad Friedrichshall und Metallgießerei A. Bachert, Heilbronn hervorgegangen war. Seitdem nennt sich der Betrieb Glockengießerei Bachert Karlsruhe GmbH.

Katja Förster 2015

Literatur

Rolf Metzger: 150 Jahre Metz. Feuerwehrgeräte, Bühl 1992; Michael Borrmann: Die Feuerwehrgerätefabrik und Glockengießerei Metz & Bachert in Karlsruhe, in: Kleine Beiträge zur Geschichte von Baukonstruktion und Bautechnik, Karlsruhe 1990, S. 76-85 (= Veröffentlichung des Instituts für Baugeschichte der Universität Karlsruhe. Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte Bd. 1); Glockengießerei Bachert Karlsruhe GmbH, http://www.bachert-glocken.de (Zugriff am 7. August 2015).